Samstag, 29. September 2012

Hard times..


Heute hatte ich meine erste richtigeKrise. Bei dem Versuch die Wäsche zu waschen, habe ich das ganze Badund die Wohnung der Untermieterin unter Wasser gesetzt. Ein Schlauchunserer Maschine war kaputt, schon vor einiger Zeit. In der Annahme,dass der inzwischen wieder repariert wurde, habe ich heute alsounbeirrt meine Wäsche gewaschen. Das dem nicht so war erfuhr ichdann dank der Frau unter uns, die wie wild an die Tür geklopft hat.Nachdem der Schaden in unserer Wohnung dann irgendwie behoben war,stellte sich heraus, dass unten doch ein etwas größerer Schadengeblieben ist. Rita, die von alledem nichts wusste, wurde dann inmeinem Auftrag von meiner Gastmama vorgewarnt. Wutbeladen hat siemich dann gleich angerufen. Warum, wieso und weshalb?!
Dass es mir unwahrscheinlich leidtat,war in dem Moment auch egal. Vor Verzweiflung und dem ganzen Stresssind mir dann nur noch die Tränen gekommen.
Rita hatte mir vor einiger Zeit gesagt,ich soll nicht ohne sie waschen. Das habe ich aber mit der defektenWaschmaschine verbunden und heute wieder alleine gewaschen.
Vermutlich war das Ganze ein riesenMissverständnis, dank meiner mangelhaften Russischkenntnisse. Ritakam dann von dem Geburtstag ihrer Tochter direkt nach Hause, obwohlich ihr deutlich gesagt habe, dass sie jetzt nichts machen kann. ZumGlück mit einem Mann in Begleitung, den ich zwar nicht kannte, abersich als gutes Schutzschild erwiesen hat.
Am Ende haben die Beiden sich übermein russisches Geheul köstlich amüsiert und wollten mich noch mitauf den Geburtstag nehmen. Dass ich darauf keine Lust mehr hatte,mussten sie dann allerdings akzeptieren.
Das so etwas eher untypisch fürDeutschland ist und das ich hier, allein in einem fremden Land in soeine Situation kam, war wirklich heftig. Natürlich habe ist darausgelernt Unteranderem auch, dass das russische Temperament nicht zuunterschätzen ist.
Jetzt kann ich also nur noch beten,dass meine Versicherung den Schaden, bei der Frau unter unsübernimmt.

Nicht nur heute hatte ich ein echtheftiges Erlebnis.

Gestern auf dem Weg zu einerVerabredung, ich wollte gerade im Bus bezahlen, hat mir dochtatsächlich ein Mann unter den Rock gefasst.
Gleich zwei Mal hintereinander. Erstwar ich irritiert und dachte ich bin irgendwo dran gestoßen, beimzweiten Mal habe ich ihm dann ordentlich auf die Hand gehauen. Ichwar die ganze Zeit wahnsinnig irritiert, aber habe ihn böse so böseangeschaut, wie vermutlich noch nie jemand anderen. Seine Reaktiondarauf war neben einem dritten Versuch, von dem ihn sein Freundabgehalten hat, dass er seinen Finger auf die Lippen gelegt hat undnur „psst“ gesagt hat.
Das ich im Grunde mit meinem Schweigengenau seinem „Wunsch“ gefolgt bin, habe ich erst viel Späterrealisiert. Aber ich war neben meinem Entsetzen und der damitverbundenen Sprachlosigkeit, auch Sprachlich überhaupt nicht in derLage ihn so richtig zur „SAU“ zu machen.
Mittlerweile hat man mir das Schimpfengelehrt und ich bin auf das nächste Mal, dass es hoffentlich nichtgeben wird, bestens vorbereitet!- Danke Olja!

Der restliche Tag gestern war ziemlichlang, da ich morgens schon die Kinder in den Kindergarten gebrachthabe, um meine Gastmutter zu unterstützen, die sich ordentlicherkältet hat. Deswegen habe ich zum ersten Mal auch dort geschlafenum dann morgens um halb neun die Kinder wegzubringen. Die kleinereder Beiden hat sich, aus verschiedenen Gründen, noch nicht ganz anden Kindergarten gewöhnen können und so kam es, dass ich einigeStunden mit ihr im Kindergarten verbracht habe. Das war eigentlicheine ganz lustige Erfahrung. Bei 28 Grad habe ich mich zu Todegeschwitzt und habe den halben Vormittag Kindergarten Programmmiterlebt. Von Tränen, weil einem Kind etwas kaputt gemacht wurde,über Tränen, weil sich zwei um etwas gestritten haben, überTränen, weil ein Kind einem Anderen wehgetan hat, über Tränen,weil die Mama vermisst wird, über Tränen, weil das Essen nichtschmeckt, über Tränen weil – Ach keine Ahnung!
Ob das normal ist, dass im erstenKindergarten Jahr so viel geweint wird, weiß ich nicht.
Anschließend sind wir zum Singen inden Sportsaal gegangen. Irgendwie grotesk. Dort wartete eine ArtMusiklehrerin auf uns. Ich hatte Hüpfmatten und Bällebad erwartet,damit die Kinder sich richtig austoben können, und war bei demAnblick des leeren Raumes (Teppichboden, Stühle und Klavier)ordentlich enttäuscht.

Danach musste ich mich um meineVisums-Verlängerung kümmern, da ich bisher nur ein dreimonatigesVisum besitze. Das war dann auch wieder ein richtiges Hin und Her,dank Schlafmangel und Rückenschmerzen vom gestrigen Training habeich dann gestern zum ersten Mal seid Langem wieder relativ frühgeschlafen.

Heute habe ich mich dann mit Olja undihrem besten Freund getroffen. Das war ein superschöner und lustigerNachmittag. Gesprochen wurde in drei Sprachen und dazu noch wie wildgestikuliert.
Das macht Freude! Ein paar Worte zuOlja. Inzwischen würde ich sie wirklich als Freundin bezeichnen undes ist so schön, sie zu kennen. Wir erzählen uns alles, haben vielSpaß und auch wenn wir bestimmt nicht immer alles verstehen, habenwir uns einfach sehr gern.
Es tut mir gut eine Freundin in meinemAlter zu haben und ich bin sehr froh, dass wir uns so gut verstehen.

Damit wünsche ich eine gute Nacht!

Donnerstag, 27. September 2012

POST aus Germany


Ich habe gestern mein 20 Kg Paket aus Deutschland empfangen. Es war ein wunderbares Gefühl, mir mit meinem eigenen Föhn anschließend die Haare zu föhnen, und den Luxus einen Glätteisens vollkommen auszukosten. Das ich eine etwas negative Beziehung zu russischen Föhnen habe liegt allerdings daran, das Ritas in meiner Hand halbwegs explodiert ist, weil die gute Frau ihre Haare auf der Rückseite des Föhns nicht entfernt hat.
Seitdem ist eine gewisse Angst mit dem Haare Föhnen verbunden.


Danke an Mama und Papa


Ansonsten kann ich heute von einer sehr positiven Trainingseinheit mit meinen Schülern erzählen. Wir sind ein ganzes Stück vorangekommen. Aus Zeitgründen ist es wichtig, das Alle das gelernte immer wiederholen. Wir verpacken das mit dem Wort Hausaufgabe und in der nächsten Stunde können alle die neuen Schritte. In Deutschland undenkbar!
Natürlich liegt es auch daran, dass es den Kindern spaß macht das neu erlernte zu wiederholen, aber das wirklich die Mehrheit die Schritte perfekt beherrscht hat mich doch sehr verwundert.
Mir macht das Tanzen dann auch gleich noch viel mehr Spaß, weil ich eine gewisse Lernbereitschaft und Freude entgegengebracht bekomme.


Und das ist mein Blick auf dem Nachhauseweg von der Schule

Heute Abend schlafe ich bei meiner Gastfamilie, damit ich die Kinder schon morgens in den Kindergarten bringen kann. Das ist fast wie übernachten in der Grundschule. Ich finde es superspannend und wirklich aufregend. Meine Gastmama ist wie die beste Freundin, mit der dann noch gequatscht wird. Superschönes Gefühl, ein Teil der Familie zu sein.

Seid ein paar Tagen habe ich wahnsinnig Probleme zu schlafen und schlage mir die halbe Nacht um die Ohren ohne schlaf. Dem entsprechend bin ich dann auch tagsüber fit. Bei Tipps und Tricks, immer her mit den Kommentaren!
Danke schon Mal im Voraus!

Gestern Abend war ich mit Olja und anderen Studenten Chinesisch essen. Mit uns waren noch zwei Deutsche, das war wirklich toll! Da wir uns natürlich viel zu erzählen hatten. Nebenbei war das Essen auch wahnsinnig lecker und wir konnten mit kugelrundem Bauch und nur 5 Euro weniger in der Tasche nach 3 gesprächigen Stunden das Restaurant verlassen. Typisch russisch sind wir dann erst mal noch spazieren gegangen. Da ich kein großer Fan des Laufens bin, hatte ich nur begrenzt spaß an dem Ganzen, aber es war wirklich schön mich mit den beiden deutschen Jungs auszutauschen.

Aktuell habe ich einen Buchtipp. Von Michael Lukas Moeller- Die Wahrheit beginnt zu zweit!
Es geht vorwiegend um Ansätze, das Gespräch in der Beziehung zu verbessern. Vorwiegend wird mit dem Zwiegespräch gearbeitet. Es ist interessant, wenn man sich für Beziehungen, Ehe oder auch einfach nur zwischenmenschliche Beziehungen interessiert. Viele Dinge sind Wiederholung, aber wie Tschuangste sagt Alle streben danach zu ergreifen, was sie nicht wissen, keiner strebt danach zu ergreifen, was er schon weiß“, hat auch die reine Wiederholung ihre Vorteile.



Montag, 24. September 2012

Das Ringen nach..


LUFT. Nachdem ich knapp zwanzig Minuten an der Haltestelle stand, und jedes Mal wenn die Marschrutka Nummer 100 kam ordentlich den Arm raus gehalten habe, aber dank Überfüllung nicht mitgenommen wurde, hätte ich mir schon denken können, wie es weiter geht. Als ich dann doch endlich einen Platz ergattern konnte und wir zur nächsten Haltestelle fuhren, kamen bereits knapp 10 Leute auf den Minibus zu gerannt.
Und wenn ich Minibus sage, dann meine ich auch einen mini Bus. Die gängigen Marschrutkas sind mit einem VW Bus aus den 50ern zu vergleichen. Mit ihren meist 12 Plätzen sind sie optimistisch eingerichtet, da es bei einer durchschnitts- Oma dann mit zwei Plätzen schon etwas knapp werden kann. Das soll nicht so negativ klingen, diese Omas sind wundervoll, aber eben oft etwas breiter gebaut. Hier gelang also auch mein Bus heute an seine Grenzen, da wir sowieso nur noch einen regulären Platz hatten und die zehn Leute kurz davor waren sich die Köpfe um den Platz einzuschlagen. Irgendwie haben es aber doch noch ganze vier Leute geschafft sich in den Bus zu zwängen, bevor dieser wieder weiter fuhr. Unter anderem auch eine wirklich schwere Babuschka.
Sie hatte sich nicht mehr halten können und direkt auf meinem Schoß niedergelassen. Mir ist darauf hin erst mal ordentlich die Luft weggeblieben. Zu meinem Glück standen wir dann auch noch gefühlte 2 Stunden im Stau. Dass ich meine Beine noch bewegen konnte hat mich wirklich verwundert als endlich die Leute die mir gegenübersaßen realisiert haben, dass noch Jemand unter der netten Babuschka sitzt, sind sie auch freundlicher Weise zusammengerutscht.
Inzwischen bin ich aber dann doch noch lebend zu Hause angekommen.

Eine Frage die ich aus Deutschland oft zu hören bekomme, ist warum ich mich doch so wohl fühle hier. Ich habe schon vorher in meinem Blog versucht auf diese Frage eine Antwort zu bekommen. In vielerlei Hinsicht betrachte ich mein Leben in Deutschland gerade aus Distanz und kann über einiges Nachdenken. Und spannenderweise bin ich hier so frei zu tun, was ich will. Ich schäme mich für nichts, weil das Land und die Leute auf der Straße einfach irgendwie anders funktionieren. Man kann deutscher sein, als in Deutschland, so wie meine Gastmutter es passend formuliert hat. Woran das liegt, kann ich noch nicht genau formulieren. Sicherlich auch deswegen, weil die Leute einen hier nicht Verurteilen, oder wenn doch man genug Distanz hat.
Ein Fremder in einem Land zu sein hat durchaus seine Vorurteile. Gerade, weil kaum jemand Deutschland wirklich kennt, werden viele Dinge nicht persönlich genommen, sondern mit dem Gedanken „ das macht man vermutlich in Deutschland so“ einfach akzeptiert.
Wenn ich also meine mich auf den Boden zu legen, dann macht man das halt inDeutschland so.

Ansonsten fällt mir auf das Ich durch meinen, nur begrenzten Aufenthalt weniger den Anspruch habe allen Gefallen zu müssen. Wenn ich jemandem nicht in den Kram passe, dann kann mir das egal sein, ich bin ja sowieso in 10 Monaten wieder weg. Dadurch fällt mir eine ziemliche Last von den Schultern. Wobei mir schon auch bewusst ist, dass ich für diese Last selbst verantwortlich bin.

Rita hat sich ein neues Sportgerät gekauft;)



Auf der runden Platte kann man drauf stehen und ordentlich die Hüften Schwingen. Der Hoola-Hoop ist aus Metall und tut ordentlich weh, wenn er auf den Fuß fällt. Ich spreche aus Erfahrung.

Heute hat mir zum ersten Mal hier richtig das Herz geblutet, bei dem Anblick eines kleinen Welpen, der sich ständig irgendwelche Leute ausgesucht hat, denen er hinterher gerannt ist. So eifrig und doch total allein gelassen. Es war furchtbar zu wissen, dass ihn vermutlich niemand mitnehmen wird, genau so wenig, wie ich es kann.
Ritas Neffe hat eine starke Tierhaarallergie und sogar mit den Hundehaaren der Gastfamilienhündin Sanka, hat er zu kämpfen weil ich die ja auch irgendwie immer mit hier herbringe.

Samstag, 22. September 2012

vermissen...

Vermisst habe ich hier in Russland neben den deutschen Straßen hauptsächlich meine Eltern. Zunehmend fehlen mir aber auch meine Freunde. Menschen, die einen einfach schon blind kennen und über die gleichen Witze lachen können. Ich habe hier zwar auch schon nette Menschen in meinem Alter kennengelernt, aber es scheitert vermutlich hauptsächlich an der Sprache, dass wir nicht richtig Zugang finden. Und wenn ich dann mal meinen freien Tag habe, wünsche ich mir eigentlich noch am Meisten mit meinen Freunden im Wohnzimmer oder Garten zu sitzen, den ganzen Tag zu essen, Filme zu schauen oder einfach nur über das was uns beschäftigt zu quatschen. Natürlich ist die Tatsache, dass ich erst seit einem Monat hier bin, der Hauptgrund warum es an Freunden mangelt. Und Facebook oder Skype können dieses Vermissen auch nur begrenzt mindern.

Wen ich aber ganz besonders vermisse ist diese kleine Ratte:



Mit Jana, meiner Russischlehrerin, war ich gestern Abend in einer anderen Salsa-Tanzschule. Wir hatten viel Spaß und haben auch schon einiges gelernt. Der Unterricht lief für mich aber wieder ganz anders ab, als erwartet. Zum einen hatten wir aus irgendeinem Grund keinen Trainer, weil der wohl gestern verhindert war. Zudem wird relativ wenig erklärt und man wird ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen. Ich habe etwas die deutsche Struktur vermisst, aber ich denke das ist vorwiegend Gewöhnungssache.

Meine beiden Mädels sind leider immer noch krank. Inzwischen haben sie ziemlich heftigen husten bekommen und vermutlich einfach, nur um auch krank zu sein, fühle mich heute auch nicht besonders gut. Gerade komme ich von einem Geburtstagsessen, eines jugendlichen Bahais hier aus der Gemeinde. Wir waren mit seiner Freundin und einer guten Freundin Sushi essen. Das hat mich natürlich besonders gefreut. Sie verbringen den Rest des Tages in der Familien eigenen Datscha ( Landhaus), in das ich eigentlich auch eingeladen war, aber aus verschiedenen Gründen abgesagt habe.

Zurück zu Hause genieße ich die Ruhe, Rita ist im Fitnesscenter. Seid zwei Tagen habe ich jetzt auch Internetzugang in meinem Zimmer. Das ist ein supertolles Gefühl und ich freue mich immer doppelt nach Hause zu kommen.

Die letzten Tage denke ich viel über die letzten Jahre nach. Ich frage mich, was ich besser machen kann in Zukunft und einfach grundsätzlich was ich verändern will.
Ich versuche Dinge zu verarbeiten, denen ich bisher eher aus dem Weg gegangen bin.
Der Tod meiner Oma beschäftigt mich sehr. Und eine der größten Ängste ist, dass mein Opa im Laufe des Jahres plötzlich erkranken könnte und ich nicht da bin.

Überhaupt der Gedanke, dass sich in dem Jahr etwas verändert und ich nicht daran teilhaben kann ist sehr eigenartig. Obwohl umgekehrt sich natürlich mein ganzes Leben hier verändert und wirklich teilhaben können auch nur die Menschen, die meinen Blog lesen oder anderweitig regelmäßig Kontakt mit mir haben.

Mittwoch und Donnerstag habe ich wieder Tanzunterricht gegeben. Inzwischen steht auch mein Konzept für die Aufführung, die (typisch Russisch) schon in 4 Wochen stattfinden soll. Ich hoffe bald ein Video zeigen zu können, aber wir müssen noch ein bisschen üben.
Wir trainieren jetzt zwei Mal die Woche und ich tanze auch noch ein Solo in Begleitung eines Schülers auf der Gitarre.

Inzwischen werde ich schon ein bisschen Russisch. Ich wasche mir immer vor dem Essen die Hände und wenn ich nach Hause komme. Komme erlaubt zu spät und trage zu Hause nur Schlafanzug oder Jogginghose.
Mein Russisch wird immer besser. Ich übe fleißig Spagat, aber habe in dieser Hinsicht noch nicht wirklich das Gefühl Fortschritte zu machen. Aber ich bleibe dran!

Meine Eltern haben heute ihren Flug nach Ulan- Ude gebucht!
Sie werden mich in den Fastnachtsferien besuchen kommen. Hier einen kleinen Einblick in mein Leben bekommen. Ich freue mich nicht nur sie zu sehen, sondern ihnen dann auch ganz Bald mein neues zu hause vorzustellen.

So viel für heute!


Eure kleine Russin, Pia!





Sonntag, 16. September 2012

Der Sprung ins kalte Wasser


Mit dem Antritt dieser Reise habe ich, wie schon in den letzten Blogeinträgen erwähnt, mir sehr viele Veränderungen vorgenommen. Und ich bekam schon im Moskauer Flughafen einen kleinen Vorgeschmack, von dem was auf mich zukommen würde, in Form von Kultur, Sprache und Lebensweise. Was aber dann im Vergangenen, übrigens wahnsinnig schnell vergangenen letzten Monat alles passiert ist hätte ich mir nie erdenken können.



Und so kam es, dass ich gestern tatsächlich innerhalb von ein paar Sekunden und ohne das übliche gezicke einfach in den, auf gut Deutsch „arsch- kalten“ Baikal- See gerannt bin.








Der Ehrlichkeit wegen sollte ich sagen, dass meine Gastmama aus Zeitgründen nicht mehr Bilder machen konnte! Es war wirklich frisch..!

Meine Haare mit einem Eimer heißem Wasser gewaschen habe.


Und draußen auf die „ Toilette“ gehe.

Und das alles ohne Probleme.

Es war von vorne herein klar, dass ich mich auf ein anderes Leben einstellen können muss. Und auch vor einigen Jahren, als ich das erste Mal in Russland war hatte ich schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Aber natürlich erlebt man alles immer noch mal anders in dem Moment, in dem man damit konfrontiert wird.
Glücklicher weise macht es mir wirklich spaß (für begrenzte Zeit) mal dem Materialismus der Stadt zu entfliehen und mich für die Schönheit der Natur auf dem Land zu öffnen.



Nebenbei, hat das Pinkeln im Freien Nachts den Vorteil, dass man den wunderschönsten Sternenhimmel überhaupt genießen kann.
Ich denke viel über die letzten, aber auch über die kommenden Jahre nach.
Versuche mir darüber im Klaren zu sein, was ich mir vom Leben erwarte, in welche Richtung ich beruflich gehen will, aber auch was ich von mir erwarte und erwarten kann.

Während meine Schulzeit hatte ich oft das Problem, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich lernen muss um die Noten zu erreichen, die mir vorschwebten. Ich hatte wahnsinnig hohe Ansprüche an mich selbst, denen ich aber in keiner Form gerecht werden konnte. Nicht, dass ich grundsätzlich dazu nicht in der Lage gewesen wäre.
Das hat über kurz oder lang dazu geführt, dass ich nicht nur an meiner Lerntechnik, sondern an mir gezweifelt habe.

Im Zuge meines Russischunterrichts habe ich mir jetzt vorgenommen am Ende vom Jahr eine Prüfung in Russisch abzulegen. Es gibt in diesem Fall verschiedene „Schwierigkeitsgrade“.
A1,A2,B1,B2 und C1,C2. In Deutschland muss man, um an einer Universität zugelassen zu werden C1 haben in Russland „genügt“ in diesem Fall schon B1. Wie mir aber meine Russischlehrerin- Jana erklärte ist der russische Test deutlich schwerer und nicht mit dem deutschen B1, sondern C1 zu vergleichen. Zu Beginn des Unterrichts hatte ich mir allerdings B1 als Ziel gesteckt.
Wie realistisch das ist, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen. Interessant ist aber, dass ich wirklich gerne Russisch lerne und das vermutlich zum ersten Mal in meinem Leben.

Hier auf dem Land habe ich innerhalb von zwei Tagen ein Buch gelesen, es war nicht sonderlich dick, aber ich habe die Minuten für mich sehr genossen. Die beiden Kleinen sind etwas am kränkeln und deswegen nicht unbedingt top fit. Genau wie ich, gehört vor allem die ältere der Beiden zu den etwas weinerlichen Menschen, jetzt wo sie krank ist. Deswegen möchte ich diese Chance kurz nutzen um zu sagen- Liebe Mama, lieber Papa es tut mir so leid, dass ich wahnsinnig anstrengend bin, wenn ich krank bin! Ich versuche das in Zukunft anders zu handhaben.

Da ich noch nie vorher mit einem anderen kranken Menschen konfrontiert war, fällt mir erst jetzt auf, wie viel Geduld und Einfühlungsvermögen das verlangt.
Da man von außen, bei einer Grippe höchstens den Schnupfen und das Fieber wahr nimmt und somit die meisten Symptome nur dem Kranken selbst bewusst sind ist es wirklich schwer sich dem so anzunehmen.
Ich denke, dass diese Erfahrung für mich auch sehr wichtig war. Gerade deswegen, weil ich selbst bei Krankheit am liebsten vorgelesen bekomme.

Ansonsten ging es heute zurück nach Hause und zu Rita. 



Ich habe sie schon etwas vermisst. Hier war dann alles wie immer-Noch immer kein eigenes Internet!









Donnerstag, 13. September 2012

Ins kalte Wasser springen..?

Heute auf dem Spielplatz kam ich mir zum ersten Mal vor, wie eine richtige Mama. Ich saß da und habe den Kindern zugeschaut, beim Spielen, habe mit einer sehr lieben Oma geredet und im Anschluss mit einer lustigen jungen Mama. Beiden habe ich meine Telefonnummer gegeben, der Oma, weil sie ein anderes deutsches Mädchen hier in de Stadt kennt und uns versuchen will zu vermitteln und der jungen Mama, weil sie mal etwas mit mir unternehmen will. Ich war sogar etwas stolz auf mich, weil ich zum ersten Mal eine Unterhaltung auf Russisch mit fremden Leuten geführt habe.
Die Kinder haben mir dabei sehr geholfen, denn durch sie kam zum einen der Kontakt zustande und zum anderen ist es super gewesen, dass die ältere von beidem mir sprachlicht etwas helfen konnte.

Morgen fahre ich mit meiner Familie in ihr Landhaus (Datscha) am Baikal. Dort werden sie weiter renovieren und ich werde mit den Kindern spielen und vielleicht ein Mal in den tiefsten See der Welt springen! (Ich bin der Meinung, das muss man Mal getan haben!)

Vorgestern habe ich meine erste Tanzstunde in Russland gegeben. An der Schule von Rita, anschließend wurde ich als Trainerin für das kommende Jahr organisiert. Ein Mal pro Woche werde ich also die Schüler der 8. Klasse unterrichten. Ziel ist am Ende ein oder zwei Tänze einstudiert zu haben. Wie ich ja bereits erzählt habe halten sich meine Russischkenntnisse ziemlich in Grenzen und ein schlauer Kopf fragt sich, wie ich denn eine russische Schulklasse im Tanzen unterrichte?! Ehrlich gesagt frage ich mich das auch! Ich spreche hauptsächlich englisch mit den Schülern. Sie haben Englisch auch als Schulfach, aber sie verstehen reichlich wenig. Ich bin aber der Meinung, dass sie viel davon profitieren, wenn ich nur englisch mit ihnen spreche, da sie dann einfach mehr Praxiserfahrung bekommen. Das scheint wohl auch der Direktorin zu gefallen. Ich halte Euch auf dem Laufenden, vielleicht bald auch mit einem Video!

Zum russischen Schulsystem ist vielleicht ganz interessant zu wissen, dass die Kinder in der Regel Periodenweise ihren Unterricht entweder von morgens bis mittags oder von mittags bis abends haben, zweites allerdings häufiger.

Ich selbst war in einer Standard und Latein Tanzschule hier in Ulan- Ude. Gemeinsam mit meiner Russischlehrerin und zwei Bekannten. Wir waren alle reichlich enttäuscht und irgendwie auch wahnsinnig verwirrt nach unserer ersten Salsa Stunde.
Die Tanzschule ist ein ehemaliger Friseursalon, erkennbar an Spiegeln, Hauben und Waschbecken. Wir haben zu Zweit mit einem Mann getanzt, der sich ordentlich bemüht hat uns zum Paagliding zu überreden. Das wir nicht eingewilligt hatten lag sicherlich nicht nur an unserer Höhenangst.

Eigentlich sollte ich in den nächsten Tagen durch einen WLan-Router bei Rita einen eigenen Internetzugang bekommen, dazu kam meine Gastmama bei uns vorbei um das neue Gerät auf Ritas Computer zu installieren. Während wir als am PC saßen, hat Rita sich neben uns umgezogen und ich machte sie auf eine Sicherheitsnadel an ihrem BH aufmerksam.
Das die da hingehört musste meine Gastmama mir allerdings übersetzen und erklären. Denn es handelt sich hierbei um den hier im Lande sehr verbreiteten Aberglaube. Es sollen die bösen Blicke der Frauen abgewendet werden und ihre Chance auf vertraute Zweisamkeit erhöhen.

In diesem Zusammenhang erzählte mir meine Gastmama, von ihren Erfahrungen mit dem russischen Aberglauben und ich hatte einiges zu lachen!

Sie war vor einigen Jahren mit einer Freundin unterwegs, ihnen kam ein Mann mit zwei leeren Wassereimern entgegen und sie musste mit ihr eine halbe Stunde lang darauf warten, bis er mit den gefüllten Wassereimern wieder zurückkam, denn das bringt angeblich Glück.




Montag, 10. September 2012

nach drei Wochen...


Ein Spaziergang mit der Kleinsten

Drei Wochen sind vergangen. Ich bin im Alltag angekommen und habe mich auch an meine Umgebung gewöhnt. Seit heute gehen die beiden Kleinen in den Kindergarten und ich werde erst ab mittags gebraucht. Um halb eins, nach dem Mittagessen hole ich dann beide ab und „bespaße“ sie noch zu Hause. Eigentlich ist der Kindergarten ganztägig, aber sonst wäre ich ja auch überflüssig hier. Mein Job hier ist also ein Kontrastprogramm zu dem russischen Kindergarten zu bieten.
Wie ich bisher erfahren habe, läuft alles etwas strenger ab. (Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das schon erzählt habe, wenn ja müsst ihr es halt noch mal lesen!)

Beispiel:
In der Regel läuft es so ab, dass alle Kinder zur gleichen Zeit, das gleiche tun. Angenommen es wird gemeinsam gemalt, dann mit Vorgabe, was gemalt wird. Die Kindergärtnerinnen sitzen mit den Kleinen am Tisch und es werden beispielsweise Schneeflocken gemalt. Wenn eines der Kinder allerdings zur blauen Farbe greift, wird gleich deutlich gemacht, dass Schneeflocken weiß sind und man sie deswegen nicht blau malt.
Was ich also mit den Kindern mache?
Wir malen lilablassblaue-, orangengrüne- und schwarzgelbe- Schneeflocken, oder grüne Brote.

Wenn wir nicht gerade malen, wird gepusselt, verstecken gespielt, getanzt oder geknetet. Wir gehen auf den Spielplatz, einkaufen oder einfach nur spazieren.

Als ich noch zu Hause war, habe ich mir oft ausgemalt, was hier auf mich zu kommt, aber all meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich bin hier überwiegend die große Schwester. Klar gibt es Momente, in denen ich grenzen ziehen muss, aber es ist überwiegend entspannt.
Beide Kinder sind wirklich zum Fressen süß. Was wirklich spannend ist, wie charakter- und willensstark Kinder, schon im jungen Alter sind. Auch wenn ich manchmal ganz glücklich mit ein paar Minuten Ruhe bin, freue ich mich trotzdem immer wenn die Kleinen nach mir schauen oder rufen. Das Gefühl zu wissen, da ist jemand der dich braucht, ist neu aber irgendwie spannend.

Der Russischunterricht bringt mich wesentlich weiter und ich lerne Dinge, von denen ich vorher nicht mal wusste, dass es sie gibt. Rita hilft mir abends immer bei den Hausaufgaben und manchmal würde sie sich am liebsten hinsetzen und es selber machen!
Wir machen Rollenspiele und lachen, weil ich so viele Fehler mache.

Am Samstag (mein freier Tag) habe ich die Bahai Gemeinde aus Ulan-Ude kennengelernt, oder zumindest einen Teil davon. Ich habe mich sofort wohl gefühlt, vermutlich auch deswegen weil allein der Ablauf mir sehr vertraut war.

Danach habe ich mich mit Olja in der Stadt getroffen, sie hat mich zu einem Spaziergang verpflichtet und wir sind am Pier, der Uda entlang gelaufen.


Die Stadt Ulan- Ude hat ihren Namen dem in den Baikal mündenden Fluss, der Uda zu verdanken.
Die sibirische Gegend hinter dem Baikal wurde zur Zeit Alexanders des Ersten und im Anschluss durch Nikolai den Ersten (um 1825) als Verbannungsort genutzt. Auch daher kommt der etwas negativ begleitete Ausdruck, der Provinz.



Um mich herum leben hier vorwiegend Buriaten. Vom Aussehen her würde ich sie als eine Mischung aus Chinesen, Mongolen und Russen beschreiben. Auffällig war auf meinem Spaziergang an der Uda war, dass alle 5 Meter eine neue Gruppe Jugendlicher saß und Alkohol konsumiert hat, da kommen bei einem etwa 2 Kilometer langem Pier, schon einige zusammen.

Im Zentrum der Stadt gibt es einen großen zentralen Platz, der Vorwiegend am Wochenende, voll mit Hochzeitsgesellschaften ist. Russische Hochzeiten gelten schon als pompös, aber buriatische Hochzeiten scheinen das noch mal zu übertreffen.

                                                                     Der Leninkopf,mitten auf dem zentralen Platz

Außergewöhnlich ist nicht nur die Anzahl der Hochzeiten, sondern auch die Anzahl, der bereits zum Zeitpunkt der Hochzeit schwangeren Frauen.
Mangelnde Verhütung, aber auch die Tatsache, dass es sich einfach nicht gehört unverheiratet Kinder zu bekommen, sind die Gründe dafür.

Die AIDS-Rate in ganz Russland liegt bei knapp über einem Prozent. In Deutschland bei vergleichsweise 0,1 Prozent. Allerdings kann man den Vergleich auch zu Swasiland suchen, wo es sich um etwa 26 Prozent handelt.

Mittwoch, 5. September 2012

Noch kurz vor "Anna German"


Heute hatte ich zum ersten Mal, hier in Ulan- Ude, Russischunterricht.
Es war enttäuschend, wie wenig ich wirklich in den fünf Jahren Russischunterricht in der Schule gelernt habe. Meine Russischlehrerin, Jana ist sehr nett. Außerhalb des Unterrichts,, können wir uns über Gott und die Welt unterhalten. Sie spricht sehr gut deutsch und sie hat meinen positiven ersten Eindruck durch und durch bestätigt.

Mit einer der beiden Studentinnen (Olja), mit denen ich mich vor ein paar Tagen getroffen habe, war ich gestern noch mal in der Stadt. Sie ist supernett, lustig und wir haben uns sehr gut verstanden. Jetzt haben wir schon regelmäßig SMS-Kontakt.

Während ich diese letzten 8 Zeilen geschrieben habe, war ich mehrfach kurz davor, Euch Jana und Olja, als meine Freundinnen vorzustellen. Allerdings habe ich in den letzten Jahren diesbezüglich einiges gelernt. Ich hatte immer wahnsinnig viele Kontakte und habe die Meisten auch als Freunde bezeichnet. Welche Freundschaften aber wirklich beständig sind, habe ich vor allem in den letzten Wochen, vor meiner Abreise festgestellt.
Deswegen werde ich es dieses Mal besser machen, abwarten und meine Freunde gezielter benennen.

Allerdings habe ich mich auch gefragt, woran es liegt, dass ich mich so schwer tue, wirklich enge Freundschaften einzugehen. Ein Punkt, um den ich dabei nicht herum kam, war mein nicht besonders großes Selbstvertrauen. Während ich also mich selber nicht 100% akzeptieren konnte, viel es mir schwer alle Anderen einfach so anzunehmen, wie sie sind. Außerdem hing damit auch die Angst zusammen nicht genug Anerkennung und Aufmerksamkeit von „wenigen“ zu bekommen.

Im Nachhinein stelle ich mir natürlich die Frage, warum ich das nötig habe?! - Nicht, weil ich mich für etwas Besonderes halte, sondern viel mehr, weil ich der Meinung bin das alle Menschen wertvoll sind. Bisher, hatte ich mich allerdings dieser Regel immer ausgeschlossen.

Hierzu ein Zitat das mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat:

„Jeder Mensch ist ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass er seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag.“
(Bahá'u'lláh)

Hinter diesem Zitat verbirgt sich allerdings nicht nur der Wert jedes Einzelnen, sondern auch seine Bedeutung für die Gesellschaft.
Daraufhin habe ich mir überlegt, wie ich in Zukunft auch anderen Menschen etwas Gutes tun kann.
Das fängt natürlich schon damit an, dass ich meinen Müll, statt auf den Boden in den dafür vorgesehenen Mülleimer werfe. Aber um ein bisschen größer zu denken, ist mir immer bewusster geworden, wie wichtig für mich dieser Gedanke auch im Bezug auf meine Berufswahl ist.

Wie meine Freunde und die regelmäßigen Leser meines Blogs inzwischen wissen sollten, bin ich Bahai, für alle Anderen: www.wikipedia.org ;)

Hier in Ulan- Ude gibt es auch eine kleine Gemeinde, mit der ich in den letzten zwei Wochen aussichtslos versucht habe Kontakt auf zu nehmen. Dann gestern habe ich Antwort auf eine E-Mail bekommen und werde am Samstag auf die Gemeinde treffen. Ich freue mich sehr darüber, 8000 Km von zu Hause auf Menschen zu treffen, die ähnlich oder genau so eingestellt sind wie ich. Es wird sicherlich eine spannende Erfahrung und ich werde mich gespannt auf die Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden machen.

Vor zwei Tagen habe ich direkt vor unserem Haus einen kleinen Hundewelpen entdeckt. Die Tatsache, dass dieses kleine „Baby“ kein Zuhause hat, fand ich zunächst wirklich sehr traurig, allerdings musste ich relativ schnell erkennen, dass ich daran nichts ändern kann. Anschließend habe ich ihm etwas zu Fressen gekauft, in der Hoffnung ihm wenigstens für den Moment zu helfen.
Und gestern sah ich dann einen älteren Mann, der ihm ebenfalls etwas zu Fressen gab. Scheinbar nimmt sich immer jemand den Hunden an, auch wenn sie nur selten wirklich aufgenommen werden.

So und nun zu den oberflächlichen Dingen, des Lebens!
Heute habe ich meine Wäsche, typisch Russisch, mit der Hand gewaschen. Trotzdem Rita eigentlich eine Waschmaschine hat :D !

Anschließend habe ich Rita eine Tomatensuppe gekocht, weil sie Tomaten so sehr liebt.
Die Erklärung zu dem Titel dieses Posts: Anna German ist eine Russlanddeutsche, die in Russland durch ihren Gesang bekannt wurde. Ihr Leben wurde verfilmt und wird im Moment als Mehrteiler im Fernsehen gezeigt und ist Ritas täglicher Höhepunkt! Gestern haben wir zusammen vor dem Fernseher noch Sport gemacht! Rita hat fleißig den Hula-Hoop-Reifen um ihre Hüfte kreisen lassen und ich habe Spagat geübt, etc.! Es war wirklich wunderbar und um das heute nicht zu verpassen muss ich um 22.30 Uhr vor dem Fernseher sitzen! 

Was Morgen auf mich zu kommt?!
Erst mal fahre ich zu meiner Familie, und alles andere wird sich dann ergeben.

Sonntag, 2. September 2012

Perspektiven



Mein Blickwinkel auf das Land in dem ich jetzt lebe ist bisher eher streng gewesen. Darum will ich noch etwas Positives erzählen. Neben einigen unangenehmen Beobachtungen, die hoffentlich  die Ausnahme bleiben werden, habe ich bisher wirklich NUR freundliche Menschen kennengelernt.
Ich bin eine Fremde in diesem Land daher ist es für mich das Mindeste die Sprache zu lernen. Die Menschen in meiner Umgebung helfen mir alle dabei, sind sehr nachsichtig und das ist eine große Hilfe.





Vorwiegend in Gesprächen mit meiner Familie fiel mir auf, dass Deutschlands düstere Vergangenheit in Russland immer noch Thema ist und auch oft für Vorurteilen sorgt.
Obwohl nur noch wenige Menschen wirklich zu wissen scheinen, was sich im 2. Weltkrieg abgespielt hat, verbinden sie Deutschland immer noch mit Hitler.
Es ist ihnen eigentlich natürlich nicht zu verdenken. Und Ich will Deutschlands Vergangenheit keines Falls gut heißen, aber es schwingt oft unterwürfig unterschwellig ein Vorwurf mit. Und weder mich, noch eines meiner Familienmitglieder trifft meiner Meinung nach irgendeine Form von Schuld.
Ich tue mich etwas schwer mich dafür zu rechtfertigen zu sollen, was vor über 60 Jahren passiert ist.


Ein weiteres Erfolgserlebnis, der letzten Tage war, dass ich meinen ersten eigenen (ohne Backmischung) Kuchen gebacken habe! Er hätte sicherlich besser gelingen können, aber ich war trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Den Zucker auf der Oberfläche konnte ich den Kindern super als „Glitzer-Kuchen“ verkaufen, in Anlehnung an die Geschichte vom Regenbogenfisch, die wir hier sehr oft anhören!



Wenn ich mit den Kindern spiele, erinnere ich mich oft an meine eigene Kindheit. Heute haben wir ein Haus aus einem großen Pappkarton gebaut, die Kinder hatten einen wahnsinnigen Spaß daran sich zu zweit in die kleine Kiste zu quetschen.
Man spricht vom Funkeln in Kinderaugen und es sind die kleinen Dinge, wie Gummibärchen, die das möglich machen.




Gestern habe ich mich mit zwei Deutschstudentinnen getroffen und einen schönen Nachmittag verbracht. Es tat gut, Deutsch zu Sprechen und Zeit mit Leuten in meinem Alter zu verbringen.
Wir werden uns sicherlich auch in Zukunft noch mal treffen und das ist für mich wirklich wichtig.

Heute dann, war ich mit meiner Gastmama und den beiden Kleinen hier in der Nähe in einem buddhistischen Tempel. Es war eine sehr interessante Erfahrung und auch wirklich schön anzusehen. Von meiner Gastmama erfuhr ich, dass dieser Tempel verhältnismäßig sehr gepflegt war. Bei T-Shirt-Wetter war es gleich doppelt schön über Ulan- Ude zu blicken.
Hier ein kleiner Einblick:










Gestern dann der zweite "Kuchenbackversuch"- Eine Biskuitrolle!







Die letzten zwei Jahre waren nicht unbedingt die Besten für mich. Viele Dinge sind nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte und meine Stimmung war oft nicht wirklich gut. Gestern Abend habe ich im Facebook mit einem Freund gechattet und er fragte mich, wie es mir geht und zum ersten Mal seit langem konnte ich, der Wahrheit entsprechend, antworten: „Tippi, toppi!“



Ich bin hier wirklich glücklich. Warum? ist die Frage. Ich vermute es liegt an der Tatsache, dass ich hier anfangen konnte Dinge für mich zu ändern. Es war beispielsweise immer mein Ziel regelmäßig Spagat zu üben, ordentlicher zu werden, und täglich zu Beeten. Und ich habe das von heute auf morgen hier auf die Reihe bekommen. Ich fange an Kuchen zu backen und über mich selbst hinaus zu wachsen. Morgen werde ich zum ersten Mal Russisch Unterricht haben, und ich freue mich wirklich darauf. Ich bin wirklich stolz auf mich! Und genau das ist das ein Gefühl, dass ich die letzten zwei Jahre sehr vermisst habe.