Sonntag, 3. März 2013

Pringles.


Gerade sitze ich auf der Fensterbank unserer Küche, kann es kaum glauben, dass wir in Sibirien die Plusgrade pünktlich mit Frühlingsanfang (hier am 01.03). Inzwischen beginnt der Schnee zu schmelzen und bei einem Blick aus dem Fenster überwiegen die Grautöne.
Die großen Abstände zwischen meine Blogeinträgen zeigen, dass mir in der letzten Zeit die Ruhe gefehlt hat das geschehene in Worte zu fassen. Dabei gibt es so viel zu erzählen. Meine Erfahrungen in der Fahrschule, der Besuch meiner Eltern und was sonst noch so passiert ist.

Am 12.01. hatte meine beste Freundin hier (Seseg) Geburtstag. Wir haben ihr eine Geschekekiste mit einer Menge Reiseutensilien zusammengestellt und ich habe noch mit Unterstützung meiner Gastmama einen Kuchen für sie gebacken. Da Amerika das Land ihrer Träume zu sein scheint lief der Abend unter dem Motto: Live you're dream!
Wir waren in einem neueren Club der Stadt und mein Herz hat bei der Musik höher geschlagen.


Vor ein paar Wochen war ich dann auch noch auf dem Geburtstag eines Freundes eingeladen.

Die Zahl meiner Freunde beschränkt sich hier auf rund fünf. Trotz der vielen netten Menschen fällt es mir schwer neue Kontakte zu knüpfen, was sicherlich auch an der Situation als Aupair liegt, weil man sich in der Regel nicht in einem sozialen Umfeld von Gleichaltrigen bewegt. Trotzdem wird von Woche zu Woche der Gedanke an einen Abschied von diesen Leuten wirklich schwerer.


Zurück zum Geburtstag. Das Geburtstagskind hat uns zum Chinesen eingeladen. Nebenbei ist zu bemerken, dass das Essen super lecker war. Er hatte einen kleinen Raum gemietet in dem rund 20 Leute Platz fanden. Ich saß also an einem Tisch mit 19 Burijaten. Das war das erste Mal, dass wirklich kein Russe dabei war. Typisch für russische Geburtstage ist nicht nur Wodka, sondern auch die Reden der Gäste. Da mein Russisch inzwischen besser ist wurde also auch ich aufgefordert eine Rede zu halten. Dabei stellte sich heraus, dass ich die Wörter Glück und Freude nicht kannte. Dank eines Freundes der der englischen Sprache mächtig war habe ich das dann auch irgendwie noch überwunden.Anschließend ging es noch in einen Club, den ich allerdings nach einer Stunde auch wieder verlassen habe, weil mein Mitbewohner ohne Schlüssel vor der Tür stand. Trotzdem hat es sich gelohnt, alle waren super freundlich und es war ein sehr schöner Abend.




Ein paar Tage später ging es auf einen Ausflug mit ausländischen Studenten der Uni in die Grenzstadt zur Mongolei Kyachta.



 Gemeinsam mit einer Freundin, die eigentlich unfreiwillig mitgegangen ist, haben wir uns einen schönen Tag gemacht. Die fünfstündige Hin- und Rückfahrt mit guter Musik und Spracherweiterung verkürz,t und bei minus 40 Grad zum ersten Mal zu viel bekommen. Ich weiß jetzt, wirklich kalt ist es, wenn ich mein Handy nicht mal mehr mit der Nase bedienen kann.
Im städtischen Museum haben wir uns durch eine Menge ausgestopfte Tiere, aber auch durch die Geschichte der Buriaten mehr oder weniger gequält. Da es ein Uniausflug war wurden wir im Museum von 4 Klassen des städtischen Gymnasiums überrascht. Diesen wurde unsere Universität vorgestellt und wir als Ausländer sollten etwas Werbung machen. Da keiner fehlerfrei Russisch spricht war die Hemmschwelle groß, aber am Ende haben doch einige etwas erzählt. Ein chinesischer Student hat beispielsweise berichtet, dass ihm die Frauen hier besonders gut gefallen. Und ich konnte nur wiederholen, wie kalt es ist! Interessant war für mich aber auch zu sehen, wie gut oder weniger gut mein Russisch inzwischen ist, da wir alle gleich lang in Russland sind stand ein Vergleich nahe. Und ich würde mal behaupten, dass ich mich ganz gut mache. Somit komme ich meinem Ziel die Sprache zu lernen immer näher.
Während der langen Fahrten und den vielen Schlaglöchern haben es die überwiegend asiatischen Studenten tatsächlich geschafft zu schlafen. Sind aber von Schlagloch zu Schlagloch immer wieder hochgeschreckt weil sie mit dem Kopf bis an die Knie gestoßen sind. Ich hatte meinen Spaß, kann mir aber nicht vorstellen, dass es ein erholsamer Schlaf war!
In Ulan- Ude kamen wir erst wieder spät abends an. Die Stadt war hellbeleuchtet und ich war einfach nur glücklich. Bei Nacht sind sich alle Städte doch irgendwie ähnlich.

Meine Wohnsituation hat sich erheblich verbessert. Abgesehen davon dass der Bruder meiner Mitbewohnerin noch nicht ganz zu wissen scheint, wie man eine Toilette ordentlich hinterlässt fühle ich mich hier wirklich wohl. Ich habe meine Ruhe, aber verstehe mich doch auch gut mit allen.
Gerade meine Mitbewohnerin (Valja)ist anfangs sehr viel auf mich zugekommen und hat mir damit sehr geholfen. Wir sitzen öfters zusammen und reden einfach über alles.
Hier lebe ich zum ersten Mal wirklich selbstständig. Wir putzen, kochen, waschen und es läuft wirklich gut. Ich spreche mich mit Valja ab, aber vieles läuft auch einfach selbstständig!

Mein Lieblingsplatz ist wirklich das Fensterbrett. Obwohl die Temperaturen draußen zum Teil bei minus vierzig Grad liegen, haben wir hier super viel Sonne, die sich hier am besten genießen lässt.

Wie angekündigt habe ich hier eine Fahrschule aufgesucht und bin auch fleißig drei Mal die Woche Morgens von 9-12 Uhr zum Theorieunterricht erschienen. Als sich aber dann herausgestellt hat, dass es nicht bei den neun Wochenstunden bleibt, sondern noch mindestens neun Stunden Praxisunterricht dazu kommen, bin ich trotz Anzahlung nicht mehr hin gegangen. Da ich zu Hause auch noch Hausaufgaben, plus Vokabeln lernen muss wäre ich einfach zu sehr eingespannt. Auch wenn es wirklich reizvoll ist mit einem Führerschein, wieder zurück nach Deutschland zu kommen, denke ich, war es die richtige Entscheidung.



Meine Freundin, mit der ich zusammen angefangen habe bestätigt meine Entscheidung nur durch ihr „Gejammer“, weil sie kaum Zeit hat.- Da soll noch mal einer sagen, der Führerschein in Russland entspricht dem deutschen Standard nicht!

Meine Eltern habe ich am Morgen vom 07.2. am Flughafen abgeholt. Weil sie als Letzte aus dem Flugzeug kamen konnte ich sie erst nach einem Schreck in die Arme nehmen-ich hatte vermutet, dass sie den Flieger in Moskau vielleicht verpasst haben. Was ist wenn sie also doch nicht in dem Flugzeug sitzen?!

Beide kamen mit neuen Winterjacken und angeschlagen bei minus 40 Grad an. Das Mama nicht nur angeschlagen war zeigte sich dann in den nächsten Tagen. Sie konnte hauptsächlich nur im Bett liegen und ich meine Freude über die Anreise in Hühnersuppe ausdrücken.
Ab der zweiten Nacht hatten sie eine nette kleine Wohnung für sich, die dann zu meinem zweiten zu Hause wurde. Eine Nacht musste der Boden und Jacken als Bett hinhalten, Hauptsache war die Zeit zu nutzen. 

Aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen musste in einer Nacht auch die Notärztin in die Wohnung kommen. Anschließend ging es ins Krankenhaus- Diagnose: beginnende Lungenentzündung.
Die Notärztin war wirklich ein Engel. Und auch noch die nächsten drei Tage jeder Zeit telefonisch für uns zu erreichen.
Als es Mama dann langsam etwas besser ging, konnten wir auch noch kleine Ausflüge machen.
Für mich war es eine super eigenartige Erfahrung, dass meine Eltern mich besuchen kommen. So sehr ich mich auch gefreut habe. Mir wurde deutlich, dass ich einen Schritt in Richtung Erwachsenwerden gemacht habe. Damit einen Schritt weg von meinen Elten.

Anfangs dachte ich der Abschied nach acht Tagen würde mir wahnsinnig schwer fallen, aber ich kam erstaunlich gut damit klar. Der Alltag ging schließlich weiter.
Da ich mir glücklicher Weise frei nehmen konnte, als meine Eltern zu Besuch waren, fing also nach acht Tagen wieder der Arbeitsalltag an. 

Im Koffer meiner Eltern gab es dann noch ein paar Mitbringsel aus Deutschland. Unteranderem einen Brief von meinem Lieblingsnachbar und den Teddy-Jackson (in Erinnerung an meine Lieblingsbar die Jackson Pollock) von meiner Freundin Kerstin! VIELEN DANK DAFÜR!




Nebenbei haben wir (Seseg und ich ) noch an einem Tag eine Gruppe Deutscher, die auf der Durchreise waren, durch unser "Städtchen" geführt. Haben eine super nette Bar ausfindig gemacht (einen IRISH PUB). Und ich habe einen netten Kerl kennen gelernt. Das hat sich aber dann relativ schnell wieder erledigt, als es mich alle zwei Stunden per SMS gefragt hat was ich mache.

Da ist mir meine Freiheit dann doch zu wichtig!

Allerdings ist das auch eine Kulturfrage, denn eine Russin, die nicht umworben wird sorgt sich um mangelndes Interesse und ist deswegen unglücklich. Der Liebste kann zwar nichts dafür, dass ich eine Deutsche bin, aber das muss wirklich nicht sein.

Auf der Arbeit bin ich immer wieder auf der Suche nach Programm für die Kinder. Mein persönliches Highlight war unser Zirkustag, an dem wir eine Zirkusaufführung geprobt, ein Plakat gemalt, Süßigkeiten eingekauft und anschließend vor den Eltern eine 3 Minuten Aufführung hatten.

Essen und Trinken darf ich für zwanzig Tage im Moment nur vor sonnen Auf und Untergang, da vom 2.-20 März die Fastenzeit bei den Bahais ist. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, dass ich sogar einen Tag vorher angefangen habe. Obwohl es mir die letzten Jahre immer wahnsinnig schwer gefallen ist, habe ich jetzt überhaupt kein Problem damit. Aber ich habe ja auch noch ein paar Tage vor mir!

Vor knapp drei Wochen ist eine junge Österreicherin hier angekommen. Sie wird bis Mitte Juni hier sein und als Lehrerin an der Uni arbeiten. Weil sie heute Abend zum "Fastenbrechen" zu Besuch kommt muss ich jetzt auch wieder Schluss machen. Ich lasse mit dem nächsten Blogeintrag aber nicht wieder so lange auf mich warten!- VERSPROCHEN.


PS: Über SKYPE Dates freue ich mich immer wieder! Ab und zu, gibt es dann auch Mal lustige Ergebnisse..<3



(das ist eine Hand;) )


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