Montag, 29. Oktober 2012

Fortschritt= Das Werk der Unzufriedenheit.“
-Jean-Paul Sartre


Zum Abschied im August habe ich am Flughafen von meiner Mama ein kleines Ledersäckchen bekommen. Darin war ein Zettel und ein Stein. Auf dem Zettel stand, dass sie immer für mich da ist. Heute habe ich dieses Säckchen nach einem Monat wieder in der Hand gehalten. Zum Einen, weil ich Sehnsucht nach zu Hause habe, zum Anderen, weil sie mir damit das größte Geschenk überhaupt gemacht hat. Was kann ein Mensch mehr tun, als für einen Anderen da zu sein, egal was passiert. 8000 Km von zu Hause, kann man sich schon mal alleine fühlen. Aber es beruhigt sehr zu wissen, dass ich einen Menschen habe, der immer für mich da ist.

Warum ich das hier so brauche? Egal wie toll die Menschen sind mit denen ich hier lebe, keiner kann meine Eltern ersetzen! Meine Freunde und Freundinnen aus Deutschland sehe ich heute in mancher Hinsicht auch mit anderen, neuen Augen, jetzt, da ich schon für längere Zeit von ihnen getrennt bin. Da wären meine Mädels, mit denen ich mich stundenlang unterhalten kann. Über Jungs oder die neuste Mode, über die Schule oder den neusten (attraktiven) Mitschüler, über die Liebe und den damit manchmal verbundenen Schmerz. Es gab Tage, an denen wir einfach nur zusammen geweint haben. Telefonate, in denen nur gestritten wurde. Aber trotzdem sind wir für einander eingestanden, wenn es drauf an kam. Das alles ist nichts Neues. Warum ich es dennoch hier formuliere, zeigt wie wichtig mir genau diese Menschen sind.
Es gibt auch Jungs/Männer die echte Freunde sind. Manchmal ersparen sie einem das „Rumgezicke“ oder das unnötige Ausdiskutieren. Sie sind die Schulter zum Anlehnen, oder brauchen hin und wieder die weibliche Intuition, die ihnen hilft zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Manchmal war ich nicht dankbar genug, für die vielen tollen Menschen um mich herum. Aus der Distanz lerne ich es zu schätzen!
Die meisten dieser Menschen habe ich in den letzten neun Jahren kennen gelernt. Viele davon in der Schule..

Wenn ich an die vielen, durchaus nicht immer erfreulichen, Schuljahre im Kepler zurückdenke, kann ich kaum glauben, dass ich heute manchmal die Schule wirklich vermisse. Mit dem Ende der Schulzeit ist ein wichtiger Lebensabschnitt zu Ende, eine Etappe die in ihrer Kontinuität Halt gab. Und natürlich fehlen mir heute die viele Kontakte und die wunderbaren Pausengespräche oder Zettelchen im Unterricht.

An den Tag meiner Einschulung erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Wir wurden alle namentlich auf die Bühne gerufen, Klasse für Klasse. Die Bühne war ohne Treppe, aber etwas erhöht. Einige fielen bei einem gekonnten Sprung nach oben hin, andere mussten sich auf Grund ihrer Größe helfen lassen und ich blamierte mich erst, als ich oben war. Das behalte ich jetzt für mich!
In unserer Klasse angekommen stellte ich fest, dass ich den gleichen Schulranzen wie eine Mitschülerin hatte und das machte sie sofort sympathisch!
Wie schnell die Zeit vergeht hat durchaus etwas Angsteinflößendes. Gerade noch in der 5. Klasse und schon im fernen Sibirien Da ich noch nicht genau weiß, wie es ausbildungsmäßig weitergehen wird, freue ich mich, wenn ich dafür eine Perspektive habe, auf die ich hin arbeiten kann. Wenn ich sicher weiß, wie es weiter geht.

Zur Sowjetzeit war in Russland Eigentum eine Art Fremdwort. So ziemlich alles gehörte dem Staat. Zunehmend werden Dinge, wie öffentliche Verkehrsmittel, Wohnungen, Häuser, etc. privatisiert.
Heute ist der Fahrer des Marschrutkas (das Sammeltaxi) also der Besitzer des Autos, das er fährt. Er legt Wert darauf, dass sein Auto nicht verdreckt oder kaputt gemacht wird.
Dass es am Respekt vor dem Eigentum anderer mangelt ist eine Beobachtung die man öfter macht, sicherlich nicht nur in Russland.

Eigenartigerweise ist die Mehrzahl der Verkäuferinnen in Russland ziemlich unfreundlich. Überwiegend diejenigen, die in einem Laden arbeiten, der nicht ihnen gehört. Sie erfüllen ihre einzige Pflicht durch ihre Anwesenheit und pünktliches Erscheinen. Ein freundliches Verhalten würde vielleicht dem Ladenbesitzer helfen, aber nicht ihrem Einkommen oder ihren Urlaubstagen. Die Kindergärtnerin von einem meiner beiden Mädels arbeitet 12 Stunden an fünf Wochentagen. Das ist vertraglich geregelt und für jeden Deutschen Ausbeutung pur. Wahnsinnige Arbeitszeiten und schlechte Bezahlungen unterstützen die Einstellung vieler Angestellter hier.

Ich würde Russland in dieser Hinsicht als entwicklungsbedürftig beschreiben. Man kann natürlich fragen, welches Land ist das nicht. In Deutschland aufgewachsen sind meine Vergleichsmöglichkeiten natürlich eingeschränkt. Vieles ist hier für mich doch sehr gewöhnungsbedürftig. Kleine Änderungsvorschläge in meinem Umfeld fallen kaum auf fruchtbaren Boden. Mir scheint, auch da gibt es eine gewisse Angst vor Veränderung.

Genug Philosophiert! Rita und ich haben heute zumindest mal kurz gesprochen. Ich habe sie gefragt ob alles in Ordnung ist, da sie die letzten Tage mir gegenüber etwas reserviert war. Darauf hin meinte sie alles wäre in Ordnung. Nach einigem Nachdenken erklärte sie mir aber, dass sie sich etwas schwer tut, wenn Leute krank sind und im Bett liegen. Für sie wäre es normal sich Medikamente zu kaufen und dann arbeiten zu gehen.

Anschließend erzählte sie mir von einem Mann, den ich neulich kennen lernen durfte. Sie sagte er hätte wohl Interesse an ihr sie fände ihn aber überhaupt nicht toll. Sie sagte das ging ihr immer so. Sie lernt jemanden kennen, aber hat immer etwas an ihm auszusetzen. Findet sie jemanden toll, will der nichts von ihr.
Das hörte sich so vertraut an und hätte genau so gut eine Sechzehnjährige sagen können.
Man liebt nicht von Anfang an. Es ist erst mal eine Frage der Harmonie. Man lernt sich zu lieben während der Beziehung und in der Ehe. So sagte sie.

Mein Problem der mangelnden Privatsphäre ist etwas komplexer , ich habe sie bisher nicht darauf angesprochen. Gerade liegt sie wieder neben mir auf der Couch im Wohnzimmer die eigentlich mein Bett ist, obwohl sie Hunger hat, Arbeiten muss und schlafen will, wie sie mir gerade noch berichtet hat. Irgendwie habe ich es noch nicht geschafft, sie auf das Thema anzusprechen. Vielleicht ist es auch einfach, dass ich nicht gerne alleine bin. Außerdem hilft sie mir auch beim Russischlernen und das ist wirklich viel Wert. Vermutlich muss ich auch einfach lernen damit umzugehen.

Die letzten Tage wurde ich medizinisch über Skype versorgt, da meine Ärztin aus Freiburg mich homöopathisch behandelt und ich meine eigene kleine „Reiseapotheke“ habe. Morgen werde ich wieder arbeiten. Und freue mich schon wieder auf die beiden Kleinen!




Donnerstag, 25. Oktober 2012

2 Monate..


Passend zu meinem zweimonatigen Bestehen in Ulan- Ude bin ich erst mal krank geworden und darf das Bett hüten. Dieser Blogeintrag hat lange auf sich warten lassen und um auch bloß nichts zu vergessen mache ich regelmäßig Notizen!


Zu aller Erst ....DAS BIN ICH:







Um der Reihe nach zu gehen, muss ich vom vergangenen Mittwoch berichten, an dem ich nachts um 12 einen Anruf bekommen habe: „ Pia LOS- PARTY!“ Ich war gerade im Schlafanzug und entspannt auf dem Bett vor einem schlechten Film eingenickt und natürlich sofort mit von der Partie! Nach 30 Minuten stand also vor der falschen Haustüre ein echter russischer Party-Wagen mit 40 Grad Plus, schlechter Musik und vier Kerlen. Leider nur drei davon auch in Partystimmung. Zum Glück war die Musik so laut, dass ich sie schon einen Block weiter weggehört habe und dann zu mir lotsen konnte. Über holprige Straßen geht es ab in den Club in dem, wie zu erwarten, an einem Mittwochabend relativ wenig los war. Am Eingang mussten wir klingeln und dann in den dritten Stock laufen. Oben angekommen empfing uns eine lustlose Dj-in und eine Flasche Wodka! Auf der Tanzfläche wurde dem leicht spastischen Tanzstiel freien Lauf gelassen und ich hatte meinen Spaß! Anschließend ging es zur Afterhour bei Flo (meinem deutschen Freund) und am nächsten Tag minimal übermüdet zur Arbeit. Aber es hat sich gelohnt!


Bei einem nächtlichen Spaziergang habe ich diese wundervolle Entdeckung gemacht:

Ein russisches DÖNER-Restaurant:





Samstag hatte ich dann meinen „großen Filmdreh“ im Stadtzentrum. Eigentlich sollte das Ganze ein Interview werden, stattdessen musste ich in hohen Schuhen über eine Mauer laufen und meinen Text sprechen. Das Schöne war, dass ich danach ganz viel Sushi essen durfte und ein Bild geschenkt bekommen habe das jetzt mein Zimmer dekoriert. Ich hoffe den fertigen Film hier zeigen zu können, weiß aber natürlich noch nicht, wann er ausgestrahlt wird.

In einer kurzen Pause habe ich mir dann noch etwas Gutes getan und bin Shoppen gegangen. Da es hier in der Stadt genau einen Laden gibt, der mir gefällt, war mein Endorphinhaushalt schnell wieder gedeckt.

Da zu meinen großen Talenten ja auch gehört, dass ich hier eindeutig zu viel kaputt mache, darf ich nicht vergessen von dem Kleinbrand in der Familienküche zu berichten, weil ich die Spaghetti, samt Tüte auf der heißen Herdplatte liegen lassen habe. Dummerweise haben die Spaghetti anschließend nach verbranntem Plastik geschmeckt.

Ich verbringe relativ viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, da Stau zu bestimmten Tageszeiten so berechenbar ist, wie das Rita in meinem Bett einschläft, kann sich eine 10 Minütige fahrt locker vervierfachen. Dann und wann plumpst eine neue Babuschka auf den Platz neben mich und sitzt mit Eselsruhe noch halb auf meinem Schoß, da ein Platz in der Marschrutka nicht genug für sie und ihre Einkäufe ist.
Eine Beobachtung der letzten Tage war, dass es hier überwiegend weibliche Straßenbahnfahrerinnen gibt und weitestgehend nur männliche Marschrutkafahrer.
Dafür, dass den Fahrern der öffentlichen Verkehrsmittel die Handys an dem Kopf genäht zu sein scheinen, passieren hier verhältnismäßig wenige Unfälle.

So lustig die Situation im Bezug auf Rita und mich hier ist, die fehlende Privatsphäre mach mir schon auch zu schaffen. Jetzt wo ich krank bin wiederum bin ich doch dankbar, dass ich nicht alleine in einer Wohnung liege. Ich bin seid ein paar Tagen am überlegen, wie ich das Thema anspreche, aber werde eine Lösung finden.

Vor zwei Tagen haben wir bei Flo einen multikulturellen Abend gehabt durch die Zusammensetzung von: drei Russen, einer Buriatin, zwei Schweizern, zwei Deutschen, einer Engländerin, einem Finnen und einer Japanerin. Es wurde getrunken und geredet und war wirklich ein sehr schöner Abend. Mitten in der Nacht habe ich dann noch mit meiner Mama geskyped um ihr meine neuste Errungenschaft zu präsentieren!




Ansonsten habe ich in den letzten Tagen viel Zeit damit verbracht mich mit meinem Studium zu beschäftigen. Inzwischen habe ich mich weitestgehend für den Studiengang „ Psychology and Criminology“ entschieden.
Da es in Deutschland das Fach Kriminologie nur im Masterstudiengang gibt und es in England genau in dieser Kombination vereint gibt, wird es mich vermutlich/ hoffentlich also nach dem fernen Sibirien erst mal nach England verschlagen.
Da das Studium aber dort seinen Preis hat, sollte ich jetzt schon mal anfangen zu sparen! Für Spenden bin ich allerdings auch offen.



Meinen Tag beendete ich mit einem Heiratsantrag und einem Teller Nudelsalat nach Mamas-Rezept!

Sonntag, 14. Oktober 2012

Mondstrahl.


Wenn man von zu Hause, Freunden und Familie weg geht scheint sich sehr schnell zu zeigen, auf wen wirklich verlass ist. Mit dem Abitur trennen sich die Wege zwangsläufig. Nur die wichtigsten Menschen werden einen in Zukunft weiter begleiten. Das ist nichts neues, aber doch eine neue Erfahrung, zumindest für mich. Ich muss ehrlich gestehen ich vermisse Freiburg nicht sonderlich. Hier gibt es natürlich viele Dinge, die zu Hause anders laufen, aber alles hat Vor- und Nachteile.
Je mehr ich im Alltag ankomme, desto mehr holen mich meine Probleme aus der Vergangenheit ein. Bisher konnte ich die durch die neuen Eindrücke vor mir herschieben. Aber ich werde früher oder später mich mit ihnen Auseinandersetzen müssen.
Eine etwas schmerzliche Erfahrung ist das verlieren von Menschen, die man wirklich schätzt. Auch in diesem Zusammenhang ist die tatsächliche Entfernung von zu Hause entscheidend. Wenn es einem Freund irgendwo auf der Welt schlecht geht, ist es deutlich schwerer für ihn da zu sein. Und die oft sehr hilfreiche Umarmung muss irgendwie ersetzt werden, aber wie?
Wie findet man das gewisse Maß an Kontakt nach Hause ohne den Schwerpunkt auf dem neuen Leben zu verlieren?

Weil es zum Thema passt, dass sein neues Video ist und der beste Rapper Freiburgs:

http://www.youtube.com/watch?v=cJRp0ClGRTI



Weg von der Ernsthaftigkeit. Hier in Russland gibt es wahnsinnig viele Feiertage, darunter auch den Tag der Lehrer. Das bedeutet, so weit ich weiß, dass nicht gearbeitet wird. Anschließend feiern die Lehrer dann ausgiebig. Rita, die Lehrerin an einem Internat ist hatte als am Mittwoch frei. Die eigentliche Feier wurde aber auf Freitag verlegt und so kam es, dass sie Freitagnacht betrunken in der Wohnung getanzt hat. Das war nicht nur lustig anzusehen, sondern auch äußerst irritierend. Ich wurde genau darüber aufgeklärt, was sie getrunken hat und am nächsten Morgen über ihre Kopfschmerzen nicht wirklich verwundert. Aber sie hatte ihren Spaß!

Samstag habe ich mich dann mit einigen Freunden getroffen und wir haben uns ein Rap-Battle angehört. Da wir etwas später kamen, war das erste was wir von dem Programm mitbekamen ein Wettbewerb um zwei Eintrittskarten im Wert von 250 Rubel (rund 6 Euro).
Dabei mussten sich ein Junge und ein Mädchen auf der Bühne ausziehen. Wer am Ende mehr Teile ausgezogen hat, war der Gewinner.
Ich denke es reicht zu erwähnen, dass das Mädchen gewonnen hat, und in Strumpfhose auf der Bühne stand. Von ihrem Mut waren die Frauen und von ihrer Figur die Männer beeindruckt.
Der Russische Rap ist für mich ein ganz guter Zugang zur Sprache und hilft mir auch in meinem Hörverstehen sehr.

Anschließend sind wir zu einem deutschen Studenten nach Hause gegangen, da er alleine Wohnt ist sein zu Hause ein wunderbarer Anlaufpunkt für unsere Treffen. Ich bin sogar schon stolzer Besitzer eines Haustürschlüssels.
Wir saßen also im Wohnzimmer und haben uns auf Deutsch, Englisch und Russisch unterhalten. Es wurde Diskutiert, gelacht und getanzt (hauptsächlich von mir).
Es war wirklich ein schönes Beisammensein und ich freue mich schon diese ganzen tollen Leute bald wieder zu sehen.

Wie klein Ulan- Ude ist wurde mir bewusst, als Ilya ein Bahai- Freund ein Foto von Olja auf meinem Handy entdeckt hat und mir erzählte, dass sie zusammen zur Schule gegangen sind. Die ersten Jugendlichen in meinem Alter, die ich hier kennen gelernt habe kennen sich also schon seit 10 Jahren.

Ich habe hier aus verschiedenen Gründen mich an einen Taxifahrer gehalten, der mir sehr sympathisch war. Ich habe seine Nummer und er meine. Das er mich aber fast täglich anruft war nicht so wirklich geplant. Er ist ein älterer Mann und wirklich sehr nett aber soooo langsam macht mir das dann doch etwas Sorgen. So das ich entschieden haben nach Möglichkeit nur noch mit Freunden zusammen mit ihm zu fahren. Dazu kommt, dass ich nur selten verstehe, was er versucht mir zu erzählen, da seine Freisprechanlage schlecht, sein Russisch undeutlich und meine Russischkenntnisse nicht ausreichend sind.

Inzwischen ist das Wetter schon ordentlich winterlich. Ich trage meine 2. Jacke (kurze Erklärung: da mich hier im Winter rund - 40 grad erwarten habe ich mich mit drei Jacken eingekleidet und hoffe darauf, dass es dabei bleibt)
Es liegt schon einiges an Schnee und ich komme in eine Weihnachtliche Stimmung.- Ganz viel Liebe und so!

Die ältere „meiner“ beiden Mädchen hat vor ein paar Tagen ein Lied erfunden, es besteht aus einer Zeile, die 3 Mal wiederholt wird, Melodie ist eigentlich egal:

Alle Menschen, die auf der Erde wohnen, haben einen Mondstrahl in der Hand!


Damit verabschiede ich mich ins Bett!



Donnerstag, 11. Oktober 2012

SCHNEE!!!!!

Da der SCHNEE hier in Sibiren zu Erwarten war ist es niches besonderes für die Einwohner hier! Allerdings für eine Deutsche aus dem warmen Freiburg hat Oktober Schnee doch etwas spannendes!

Nicht nur Schmerzen vom Tanzen


Da ich mich so lange nicht gemeldet habe, weiß ich im Moment gar nicht wirklich, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit, dass ich weiterhin geschockt bin, von den vielen betrunkenen Menschen, wie Rita morgens um 10 Feuer löscht, wie hier Autos in Häuser fahren, oder warum Rita jeden Abend neben mir einschläft.

Ich denke aber das heftigste Erlebnis der vergangenen Woche war mein Arzt besuch. Ich hatte mir im Tanzen vor gute einer Woche am Knie, vermutlich durch eine falsche Bewegung eine Verletzung zugezogen. Anfangs habe ich versucht das nicht überzubewerten, habe dann aber doch ein komisches Gefühl bekommen, als der Schmerz schlimmer wurde.
Daraufhin habe ich Rita nach einem Arzt gefragt. Und war auch direkt am nächsten Tag mit meiner Gastmama dort. Alles, was dann auf mich zu kam, lässt mich im Nachhinein, schon fast etwas Lachen, auch wenn mir während der Behandlung alles andere, als zu Lachen zumute war.

Das Behandlungszimmer des Arztes ist in der nähe unserer Wohnung und im Keller eines Colleges.
Es ist ein durch einen Vorhang getrennter Raum mit einem Schreibtisch und einer Liege, die mit einem alten Bettlaken bedeckt ist. Ich habe mich also ausgezogen, denn wie meine Gastmama mir übersetzte würde eine Ganzkörperbehandlung auf mich zukommen.

Zuerst wurde mein Energiefluss getestet und dann ging es auch schon los. Sämtliche Knochen wurden wieder eingerenkt, Organe wurden hin und her geschoben, mein Herz wurde untersucht, mein Augenmuskel wurde wieder hingerichtet und schließlich und endlich wurde der eingeklemmte Nerv in meinem Knie freigelegt. Das die Tränen in meinem Gesicht irgendwie auf Schmerzen hinweisen könnten wurde vollkommen übergangen. Stattdessen wurde während der Behandlung telefoniert und Fragen über Deutschland gestellt. Während er mir auf einen extrem schmerzhaften Punkt gedrückt hat, wollte er dann auch noch wissen, wie mein Papa heißt.Da mir aber so die Luft weg blieb, konnte ich ihm die Frage absolut nicht beantworten.

Zum Abschied gab es dann 500 Rubel (ca.13 Euro) von mir und den Hinweis, dass ich mich beim nächsten Mal vielleicht nicht schminken soll, von ihm. Das es kein nächstes Mal geben wird wollte ich ihm dann auch nicht mehr sagen. Für mich zählte nur noch, so schnell wie möglich aus dieser Folterkammer raus zu kommen.

Mein Schock wurde noch schlimmer, als nach mir ein schätzungsweise Fünfjähriger in den Behandlungsraum kam. Er schien schon öfter da gewesen zu sein und hatte schon beim Betreten des Raumes angefangen zu weinen und um sich zu schlagen.

Hier der Trailer eines sehr empfehlenswerten Films:


Bei 1.20 min versteht man den Zusammenhang zu meinem Arztbesuch!

Das Ergebnis dieser Tortur, einen eingerenkten Rücken und Knieschmerzen plus Schock und einen schönen Bauch:






Um auch etwas Lustiges zu erzählen..
Da hier der Herbst in vollem Gange ist und die Blätter kräftig von den Bäumen fallen gibt es seid ein paar Tagen hier einige Arbeiter, die kleine Laubhaufen zusammenfegen und diese anschließend anzünden. Morgens um 10 war also unsere ganze Wohnung eingeräuchert, da vor unserem Haus vier große Bäume stehen. Rita fand das gar nicht witzig und hat die Arbeiter erst mal vom Balkon aus mehr oder WENIGER freundlich darauf hingewiesen, dass sie das doch bitte sein lassen sollen.
Als diese darauf hin ihrer Arbeit weiter nachgegangen sind, hat Rita sich einen Mantel übergezogen einen Eimer voll Wasser genommen, ist die Treppe runter gestiefelt und hat das Feuer eben gelöscht.

Um bei Rita zu bleiben, kann ich noch erzählen, dass sie sich in letzter Zeit angewöhnt hat, vor dem Fernseher einzuschlafen. Da der Fernseher in meinem Zimmer ist und mein Bett das Sofa ist, liegt sie also jeden Abend neben mir. Adieu Privatsphäre!
Allerdings habe ich meinen Spaß daran gefunden mir Methoden auszudenken sie so zu wecken, dass sie nicht merkt, dass ich es war. Entweder werfe ich ein Kissen auf sie und tue anschließend so als würde ich schlafen. Oder ich knalle die Balkontüre zu und renne schnell aus dem Zimmer und schiebe es danach auf den Wind. Irgendwie funktioniert es immer.

Nicht nur für mich, sondern auch das Lokale Fernsehen war das Folgende Bild interessant. Ein Auto, dass waagerecht in einem Haus stand. Wie genau es dazu kam will ich eigentlich gar nicht genau wissen, aber es gibt keine Verletzen nur einige Leute, die unter Schock stehen.

Wunderbar anzusehen sind immer noch oder immer mehr die Sonnenuntergänge, hier ein Foto aus Ritas Zimmer:





Ganz stolz bin ich über meine zwei neuen, total überflüssigen Eroberungen:




Zum Schluss muss ich natürlich von meinem Highlight der Woche berichten. Samstagabend in einem russischen Club. Sieben Stunden auf 12cm hohen Highheels und billigen Wodka für meine Mädels. Wir waren acht Mädels, Eine unterschiedlicher als die Andere, bis auf die zwei Zwillinge, die ich nur an der Farbe ihres Lippenstifts unterscheiden konnte.
Nach fünf Minuten in dem für Freiburger-Verhältnisse großen Club war mir schon klar, was den größten Unterschied zu einem deutschen Club macht- Man kann nicht klar sagen, wer die professionellen Gogo- Tänzerinnen sind und wer einfach nur aus Spaß an der Freude halb nackt auf der Tanzfläche steht und unbeschreiblich aufreizend tanzt. Von der Frauenquote allerdings können deutsche Clubs nur träumen, denn es gab definitiv doppelt so viele Frauen wie Männer.

Mit drei von den sieben Mädels habe ich mich sehr gut verstanden und hatte wirklich meinen Spaß. Ich konnte Tanzen und einfach den Moment genießen. Da weit und breit kein attraktiver Kerl zu sehen war, habe ich mich, im Nachhinein betrachtet auch das ein oder andere Mal ohne Scham blamiert.

Hier ein kleiner Videoeindruck:



PS: der schwarze Gogo- Tänzer ist der einzige Schwarze der Stadt und so bekannt wie kein Anderer Mann der Stadt.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.



Darf ich vorstellen, meine Eltern... und ich:



Der Kontakt nach hause beschränkt sich zwar auf Skype, aber wir sind uns alle doch sehr nah.
In diesem Punkt bin ich der Technik sehr dankbar, denn das macht die Entfernung deutlich leichter.
Allerdings hat meine Gastmama nicht ganz unrecht, dass es durch die Kontakte nach Hause, wiederum schwer ist sich auf das neue Leben vollständig einzulassen.
Auch im (Skype)Gespräch mit einer guten Freundin, die gerade für ein Jahr in China ist, wurde deutlich, wie klein Distanzen durch das Internet werden.
Wir sind uns einig, wie wichtig es ist unsere Kontakte von zu Hause etwas einzuschränken um wirklich in unserer neuen Umgebung anzukommen.

Mir fällt auf, dass ich doch noch sehr viele Kontakte habe, mit denen ich mich auf deutsch unterhalte. Das will ich in nächster Zeit in Angriff nehmen, damit ich die Chance die ich hier habe auch wirklich nutze. Gerade kam Rita nach Hause und eine der täglichen Talkshows hat gerade begonnen. Rita fragte mich worum es geht und ich konnte ihr zwar erklären worum es geht, aber weder Grammatikalisch korrekt, noch über die grobe Handlung heraus. Aber allein das ist schon ein deutlicher Fortschritt.

Meine Gastmama ist im Moment für eine Woche in Novosibirsk (2 Tage mit dem Zug von Ulan-Ude entfernt). Inzwischen fällt es mir zwar nicht mehr ganz so schwer, wie beim ersten Mal aber trotzdem fehlt sie mir hier wirklich sehr.

Inzwischen habe ich mich wieder erholt, von dem Bus und Waschmaschinen-Vorfall. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass es nicht unbedingt ratsam ist alleine durch die Stadt zu laufen. Deswegen bewege ich mich hier nach 9 Uhr eigentlich entweder nur in Gruppen oder mit dem Taxi.
Manche Leute würden das für übervorsichtig halten, aber ich werde von allen Seiten gewarnt und muss es nicht unbedingt riskieren in noch mehr unangenehme Situationen zu kommen.

Freitag gehe ich mit Olja und noch ein paar Anderen zum ersten Mal in die Disco. Mal sehen was dabei auf mich zukommt. Ich werde Bericht erstatten! ;)