Donnerstag, 11. Oktober 2012

Nicht nur Schmerzen vom Tanzen


Da ich mich so lange nicht gemeldet habe, weiß ich im Moment gar nicht wirklich, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit, dass ich weiterhin geschockt bin, von den vielen betrunkenen Menschen, wie Rita morgens um 10 Feuer löscht, wie hier Autos in Häuser fahren, oder warum Rita jeden Abend neben mir einschläft.

Ich denke aber das heftigste Erlebnis der vergangenen Woche war mein Arzt besuch. Ich hatte mir im Tanzen vor gute einer Woche am Knie, vermutlich durch eine falsche Bewegung eine Verletzung zugezogen. Anfangs habe ich versucht das nicht überzubewerten, habe dann aber doch ein komisches Gefühl bekommen, als der Schmerz schlimmer wurde.
Daraufhin habe ich Rita nach einem Arzt gefragt. Und war auch direkt am nächsten Tag mit meiner Gastmama dort. Alles, was dann auf mich zu kam, lässt mich im Nachhinein, schon fast etwas Lachen, auch wenn mir während der Behandlung alles andere, als zu Lachen zumute war.

Das Behandlungszimmer des Arztes ist in der nähe unserer Wohnung und im Keller eines Colleges.
Es ist ein durch einen Vorhang getrennter Raum mit einem Schreibtisch und einer Liege, die mit einem alten Bettlaken bedeckt ist. Ich habe mich also ausgezogen, denn wie meine Gastmama mir übersetzte würde eine Ganzkörperbehandlung auf mich zukommen.

Zuerst wurde mein Energiefluss getestet und dann ging es auch schon los. Sämtliche Knochen wurden wieder eingerenkt, Organe wurden hin und her geschoben, mein Herz wurde untersucht, mein Augenmuskel wurde wieder hingerichtet und schließlich und endlich wurde der eingeklemmte Nerv in meinem Knie freigelegt. Das die Tränen in meinem Gesicht irgendwie auf Schmerzen hinweisen könnten wurde vollkommen übergangen. Stattdessen wurde während der Behandlung telefoniert und Fragen über Deutschland gestellt. Während er mir auf einen extrem schmerzhaften Punkt gedrückt hat, wollte er dann auch noch wissen, wie mein Papa heißt.Da mir aber so die Luft weg blieb, konnte ich ihm die Frage absolut nicht beantworten.

Zum Abschied gab es dann 500 Rubel (ca.13 Euro) von mir und den Hinweis, dass ich mich beim nächsten Mal vielleicht nicht schminken soll, von ihm. Das es kein nächstes Mal geben wird wollte ich ihm dann auch nicht mehr sagen. Für mich zählte nur noch, so schnell wie möglich aus dieser Folterkammer raus zu kommen.

Mein Schock wurde noch schlimmer, als nach mir ein schätzungsweise Fünfjähriger in den Behandlungsraum kam. Er schien schon öfter da gewesen zu sein und hatte schon beim Betreten des Raumes angefangen zu weinen und um sich zu schlagen.

Hier der Trailer eines sehr empfehlenswerten Films:


Bei 1.20 min versteht man den Zusammenhang zu meinem Arztbesuch!

Das Ergebnis dieser Tortur, einen eingerenkten Rücken und Knieschmerzen plus Schock und einen schönen Bauch:






Um auch etwas Lustiges zu erzählen..
Da hier der Herbst in vollem Gange ist und die Blätter kräftig von den Bäumen fallen gibt es seid ein paar Tagen hier einige Arbeiter, die kleine Laubhaufen zusammenfegen und diese anschließend anzünden. Morgens um 10 war also unsere ganze Wohnung eingeräuchert, da vor unserem Haus vier große Bäume stehen. Rita fand das gar nicht witzig und hat die Arbeiter erst mal vom Balkon aus mehr oder WENIGER freundlich darauf hingewiesen, dass sie das doch bitte sein lassen sollen.
Als diese darauf hin ihrer Arbeit weiter nachgegangen sind, hat Rita sich einen Mantel übergezogen einen Eimer voll Wasser genommen, ist die Treppe runter gestiefelt und hat das Feuer eben gelöscht.

Um bei Rita zu bleiben, kann ich noch erzählen, dass sie sich in letzter Zeit angewöhnt hat, vor dem Fernseher einzuschlafen. Da der Fernseher in meinem Zimmer ist und mein Bett das Sofa ist, liegt sie also jeden Abend neben mir. Adieu Privatsphäre!
Allerdings habe ich meinen Spaß daran gefunden mir Methoden auszudenken sie so zu wecken, dass sie nicht merkt, dass ich es war. Entweder werfe ich ein Kissen auf sie und tue anschließend so als würde ich schlafen. Oder ich knalle die Balkontüre zu und renne schnell aus dem Zimmer und schiebe es danach auf den Wind. Irgendwie funktioniert es immer.

Nicht nur für mich, sondern auch das Lokale Fernsehen war das Folgende Bild interessant. Ein Auto, dass waagerecht in einem Haus stand. Wie genau es dazu kam will ich eigentlich gar nicht genau wissen, aber es gibt keine Verletzen nur einige Leute, die unter Schock stehen.

Wunderbar anzusehen sind immer noch oder immer mehr die Sonnenuntergänge, hier ein Foto aus Ritas Zimmer:





Ganz stolz bin ich über meine zwei neuen, total überflüssigen Eroberungen:




Zum Schluss muss ich natürlich von meinem Highlight der Woche berichten. Samstagabend in einem russischen Club. Sieben Stunden auf 12cm hohen Highheels und billigen Wodka für meine Mädels. Wir waren acht Mädels, Eine unterschiedlicher als die Andere, bis auf die zwei Zwillinge, die ich nur an der Farbe ihres Lippenstifts unterscheiden konnte.
Nach fünf Minuten in dem für Freiburger-Verhältnisse großen Club war mir schon klar, was den größten Unterschied zu einem deutschen Club macht- Man kann nicht klar sagen, wer die professionellen Gogo- Tänzerinnen sind und wer einfach nur aus Spaß an der Freude halb nackt auf der Tanzfläche steht und unbeschreiblich aufreizend tanzt. Von der Frauenquote allerdings können deutsche Clubs nur träumen, denn es gab definitiv doppelt so viele Frauen wie Männer.

Mit drei von den sieben Mädels habe ich mich sehr gut verstanden und hatte wirklich meinen Spaß. Ich konnte Tanzen und einfach den Moment genießen. Da weit und breit kein attraktiver Kerl zu sehen war, habe ich mich, im Nachhinein betrachtet auch das ein oder andere Mal ohne Scham blamiert.

Hier ein kleiner Videoeindruck:



PS: der schwarze Gogo- Tänzer ist der einzige Schwarze der Stadt und so bekannt wie kein Anderer Mann der Stadt.

3 Kommentare:

  1. oh mein gott dass mit dem arzt macht einem ja richtig angst :o :O

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  2. O mann, hab ich gelacht! Natürlich nicht über deinen Arztbesuch (über den habe ich nur geschmunzelt), aber über deine Versuche Rita zu wecken - hahaha! Sehr gut, Schwester!!

    Naja, so fühlst du dich wenigstens nie alleine. ;)

    Dickes Bussi

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  3. Ja das ganze beim Arzt war wirklich nicht so prickelnd! Aber ich denke inzwischen habe ich es einigermaßen verarbeitet.

    Es freut mich, dass du deinen Spaß hast:D

    <3

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