LUFT. Nachdem ich knapp zwanzig
Minuten an der Haltestelle stand, und jedes Mal wenn die Marschrutka
Nummer 100 kam ordentlich den Arm raus gehalten habe, aber dank
Überfüllung nicht mitgenommen wurde, hätte ich mir schon denken
können, wie es weiter geht. Als ich dann doch endlich einen Platz
ergattern konnte und wir zur nächsten Haltestelle fuhren, kamen
bereits knapp 10 Leute auf den Minibus zu gerannt.
Und wenn ich Minibus sage, dann meine
ich auch einen mini Bus. Die gängigen Marschrutkas sind mit einem VW Bus
aus den 50ern zu vergleichen. Mit ihren meist 12 Plätzen sind sie
optimistisch eingerichtet, da es bei einer durchschnitts- Oma dann
mit zwei Plätzen schon etwas knapp werden kann. Das soll nicht so
negativ klingen, diese Omas sind wundervoll, aber eben oft etwas
breiter gebaut. Hier gelang also auch mein Bus heute an seine
Grenzen, da wir sowieso nur noch einen regulären Platz hatten und
die zehn Leute kurz davor waren sich die Köpfe um den Platz
einzuschlagen. Irgendwie haben es aber doch noch ganze vier Leute
geschafft sich in den Bus zu zwängen, bevor dieser wieder weiter
fuhr. Unter anderem auch eine wirklich schwere Babuschka.
Sie hatte sich nicht mehr halten können
und direkt auf meinem Schoß niedergelassen. Mir ist darauf hin erst
mal ordentlich die Luft weggeblieben. Zu meinem Glück standen wir
dann auch noch gefühlte 2 Stunden im Stau. Dass ich meine Beine noch
bewegen konnte hat mich wirklich verwundert als endlich die Leute die
mir gegenübersaßen realisiert haben, dass noch Jemand unter der
netten Babuschka sitzt, sind sie auch freundlicher Weise zusammengerutscht.
Inzwischen bin ich aber dann doch noch
lebend zu Hause angekommen.
Eine Frage die ich aus Deutschland oft
zu hören bekomme, ist warum ich mich doch so wohl fühle hier. Ich
habe schon vorher in meinem Blog versucht auf diese Frage eine
Antwort zu bekommen. In vielerlei Hinsicht betrachte ich mein Leben
in Deutschland gerade aus Distanz und kann über einiges Nachdenken.
Und spannenderweise bin ich hier so frei zu tun, was ich will. Ich
schäme mich für nichts, weil das Land und die Leute auf der Straße
einfach irgendwie anders funktionieren. Man kann deutscher sein, als
in Deutschland, so wie meine Gastmutter es passend formuliert hat.
Woran das liegt, kann ich noch nicht genau formulieren. Sicherlich
auch deswegen, weil die Leute einen hier nicht Verurteilen, oder wenn
doch man genug Distanz hat.
Ein Fremder in einem Land zu sein hat
durchaus seine Vorurteile. Gerade, weil kaum jemand Deutschland
wirklich kennt, werden viele Dinge nicht persönlich genommen,
sondern mit dem Gedanken „ das macht man vermutlich in Deutschland
so“ einfach akzeptiert.
Wenn ich also meine mich auf den Boden
zu legen, dann macht man das halt inDeutschland so.
Ansonsten fällt mir auf das Ich durch
meinen, nur begrenzten Aufenthalt weniger den Anspruch habe allen
Gefallen zu müssen. Wenn ich jemandem nicht in den Kram passe, dann
kann mir das egal sein, ich bin ja sowieso in 10 Monaten wieder weg.
Dadurch fällt mir eine ziemliche Last von den Schultern. Wobei mir
schon auch bewusst ist, dass ich für diese Last selbst
verantwortlich bin.
Rita hat sich ein neues Sportgerät
gekauft;)
Auf der runden Platte kann man drauf stehen und ordentlich die Hüften Schwingen. Der Hoola-Hoop ist aus Metall und tut ordentlich weh, wenn er auf den Fuß fällt. Ich spreche aus Erfahrung.
Heute hat mir zum ersten Mal hier
richtig das Herz geblutet, bei dem Anblick eines kleinen Welpen, der
sich ständig irgendwelche Leute ausgesucht hat, denen er hinterher
gerannt ist. So eifrig und doch total allein gelassen. Es war
furchtbar zu wissen, dass ihn vermutlich niemand mitnehmen wird,
genau so wenig, wie ich es kann.
Ritas Neffe hat eine starke
Tierhaarallergie und sogar mit den Hundehaaren der Gastfamilienhündin
Sanka, hat er zu kämpfen weil ich die ja auch irgendwie immer mit
hier herbringe.
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