Montag, 10. September 2012

nach drei Wochen...


Ein Spaziergang mit der Kleinsten

Drei Wochen sind vergangen. Ich bin im Alltag angekommen und habe mich auch an meine Umgebung gewöhnt. Seit heute gehen die beiden Kleinen in den Kindergarten und ich werde erst ab mittags gebraucht. Um halb eins, nach dem Mittagessen hole ich dann beide ab und „bespaße“ sie noch zu Hause. Eigentlich ist der Kindergarten ganztägig, aber sonst wäre ich ja auch überflüssig hier. Mein Job hier ist also ein Kontrastprogramm zu dem russischen Kindergarten zu bieten.
Wie ich bisher erfahren habe, läuft alles etwas strenger ab. (Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das schon erzählt habe, wenn ja müsst ihr es halt noch mal lesen!)

Beispiel:
In der Regel läuft es so ab, dass alle Kinder zur gleichen Zeit, das gleiche tun. Angenommen es wird gemeinsam gemalt, dann mit Vorgabe, was gemalt wird. Die Kindergärtnerinnen sitzen mit den Kleinen am Tisch und es werden beispielsweise Schneeflocken gemalt. Wenn eines der Kinder allerdings zur blauen Farbe greift, wird gleich deutlich gemacht, dass Schneeflocken weiß sind und man sie deswegen nicht blau malt.
Was ich also mit den Kindern mache?
Wir malen lilablassblaue-, orangengrüne- und schwarzgelbe- Schneeflocken, oder grüne Brote.

Wenn wir nicht gerade malen, wird gepusselt, verstecken gespielt, getanzt oder geknetet. Wir gehen auf den Spielplatz, einkaufen oder einfach nur spazieren.

Als ich noch zu Hause war, habe ich mir oft ausgemalt, was hier auf mich zu kommt, aber all meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich bin hier überwiegend die große Schwester. Klar gibt es Momente, in denen ich grenzen ziehen muss, aber es ist überwiegend entspannt.
Beide Kinder sind wirklich zum Fressen süß. Was wirklich spannend ist, wie charakter- und willensstark Kinder, schon im jungen Alter sind. Auch wenn ich manchmal ganz glücklich mit ein paar Minuten Ruhe bin, freue ich mich trotzdem immer wenn die Kleinen nach mir schauen oder rufen. Das Gefühl zu wissen, da ist jemand der dich braucht, ist neu aber irgendwie spannend.

Der Russischunterricht bringt mich wesentlich weiter und ich lerne Dinge, von denen ich vorher nicht mal wusste, dass es sie gibt. Rita hilft mir abends immer bei den Hausaufgaben und manchmal würde sie sich am liebsten hinsetzen und es selber machen!
Wir machen Rollenspiele und lachen, weil ich so viele Fehler mache.

Am Samstag (mein freier Tag) habe ich die Bahai Gemeinde aus Ulan-Ude kennengelernt, oder zumindest einen Teil davon. Ich habe mich sofort wohl gefühlt, vermutlich auch deswegen weil allein der Ablauf mir sehr vertraut war.

Danach habe ich mich mit Olja in der Stadt getroffen, sie hat mich zu einem Spaziergang verpflichtet und wir sind am Pier, der Uda entlang gelaufen.


Die Stadt Ulan- Ude hat ihren Namen dem in den Baikal mündenden Fluss, der Uda zu verdanken.
Die sibirische Gegend hinter dem Baikal wurde zur Zeit Alexanders des Ersten und im Anschluss durch Nikolai den Ersten (um 1825) als Verbannungsort genutzt. Auch daher kommt der etwas negativ begleitete Ausdruck, der Provinz.



Um mich herum leben hier vorwiegend Buriaten. Vom Aussehen her würde ich sie als eine Mischung aus Chinesen, Mongolen und Russen beschreiben. Auffällig war auf meinem Spaziergang an der Uda war, dass alle 5 Meter eine neue Gruppe Jugendlicher saß und Alkohol konsumiert hat, da kommen bei einem etwa 2 Kilometer langem Pier, schon einige zusammen.

Im Zentrum der Stadt gibt es einen großen zentralen Platz, der Vorwiegend am Wochenende, voll mit Hochzeitsgesellschaften ist. Russische Hochzeiten gelten schon als pompös, aber buriatische Hochzeiten scheinen das noch mal zu übertreffen.

                                                                     Der Leninkopf,mitten auf dem zentralen Platz

Außergewöhnlich ist nicht nur die Anzahl der Hochzeiten, sondern auch die Anzahl, der bereits zum Zeitpunkt der Hochzeit schwangeren Frauen.
Mangelnde Verhütung, aber auch die Tatsache, dass es sich einfach nicht gehört unverheiratet Kinder zu bekommen, sind die Gründe dafür.

Die AIDS-Rate in ganz Russland liegt bei knapp über einem Prozent. In Deutschland bei vergleichsweise 0,1 Prozent. Allerdings kann man den Vergleich auch zu Swasiland suchen, wo es sich um etwa 26 Prozent handelt.

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