Sonntag, 2. September 2012

Perspektiven



Mein Blickwinkel auf das Land in dem ich jetzt lebe ist bisher eher streng gewesen. Darum will ich noch etwas Positives erzählen. Neben einigen unangenehmen Beobachtungen, die hoffentlich  die Ausnahme bleiben werden, habe ich bisher wirklich NUR freundliche Menschen kennengelernt.
Ich bin eine Fremde in diesem Land daher ist es für mich das Mindeste die Sprache zu lernen. Die Menschen in meiner Umgebung helfen mir alle dabei, sind sehr nachsichtig und das ist eine große Hilfe.





Vorwiegend in Gesprächen mit meiner Familie fiel mir auf, dass Deutschlands düstere Vergangenheit in Russland immer noch Thema ist und auch oft für Vorurteilen sorgt.
Obwohl nur noch wenige Menschen wirklich zu wissen scheinen, was sich im 2. Weltkrieg abgespielt hat, verbinden sie Deutschland immer noch mit Hitler.
Es ist ihnen eigentlich natürlich nicht zu verdenken. Und Ich will Deutschlands Vergangenheit keines Falls gut heißen, aber es schwingt oft unterwürfig unterschwellig ein Vorwurf mit. Und weder mich, noch eines meiner Familienmitglieder trifft meiner Meinung nach irgendeine Form von Schuld.
Ich tue mich etwas schwer mich dafür zu rechtfertigen zu sollen, was vor über 60 Jahren passiert ist.


Ein weiteres Erfolgserlebnis, der letzten Tage war, dass ich meinen ersten eigenen (ohne Backmischung) Kuchen gebacken habe! Er hätte sicherlich besser gelingen können, aber ich war trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Den Zucker auf der Oberfläche konnte ich den Kindern super als „Glitzer-Kuchen“ verkaufen, in Anlehnung an die Geschichte vom Regenbogenfisch, die wir hier sehr oft anhören!



Wenn ich mit den Kindern spiele, erinnere ich mich oft an meine eigene Kindheit. Heute haben wir ein Haus aus einem großen Pappkarton gebaut, die Kinder hatten einen wahnsinnigen Spaß daran sich zu zweit in die kleine Kiste zu quetschen.
Man spricht vom Funkeln in Kinderaugen und es sind die kleinen Dinge, wie Gummibärchen, die das möglich machen.




Gestern habe ich mich mit zwei Deutschstudentinnen getroffen und einen schönen Nachmittag verbracht. Es tat gut, Deutsch zu Sprechen und Zeit mit Leuten in meinem Alter zu verbringen.
Wir werden uns sicherlich auch in Zukunft noch mal treffen und das ist für mich wirklich wichtig.

Heute dann, war ich mit meiner Gastmama und den beiden Kleinen hier in der Nähe in einem buddhistischen Tempel. Es war eine sehr interessante Erfahrung und auch wirklich schön anzusehen. Von meiner Gastmama erfuhr ich, dass dieser Tempel verhältnismäßig sehr gepflegt war. Bei T-Shirt-Wetter war es gleich doppelt schön über Ulan- Ude zu blicken.
Hier ein kleiner Einblick:










Gestern dann der zweite "Kuchenbackversuch"- Eine Biskuitrolle!







Die letzten zwei Jahre waren nicht unbedingt die Besten für mich. Viele Dinge sind nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte und meine Stimmung war oft nicht wirklich gut. Gestern Abend habe ich im Facebook mit einem Freund gechattet und er fragte mich, wie es mir geht und zum ersten Mal seit langem konnte ich, der Wahrheit entsprechend, antworten: „Tippi, toppi!“



Ich bin hier wirklich glücklich. Warum? ist die Frage. Ich vermute es liegt an der Tatsache, dass ich hier anfangen konnte Dinge für mich zu ändern. Es war beispielsweise immer mein Ziel regelmäßig Spagat zu üben, ordentlicher zu werden, und täglich zu Beeten. Und ich habe das von heute auf morgen hier auf die Reihe bekommen. Ich fange an Kuchen zu backen und über mich selbst hinaus zu wachsen. Morgen werde ich zum ersten Mal Russisch Unterricht haben, und ich freue mich wirklich darauf. Ich bin wirklich stolz auf mich! Und genau das ist das ein Gefühl, dass ich die letzten zwei Jahre sehr vermisst habe.






5 Kommentare:

  1. Mensch, Schwester, ich bin so unglaublich stolz auf dich - noch stolzer als ohnehin schon!! Naja, Stolz ist vielleicht der falsche Begriff, aber ich freue mich einfach sehr für dich!! Küsse

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  2. Und meine ersten Biskuitrollen sahen ähnlich aus... ;) aber hauptsache sie schmecken, oder?!

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  3. Ach, tut das gut zu hören! ( Nicht nur das mit den Biskuitrollen;))
    Sie schmecken super und ich freue mich so sehr, daran zu arbeiten!:)

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  4. Ach Pi,
    Es freut mich echt, dass es dir inzwischen so gut geht!
    Danke für das Bild des Tempels. Die sehen einfach überall auf der Welt gleich aus :)
    Das mit dem Beeten kann ich gut nachvollziehen. Es gibt einem dieses Gefühl begleitet zu sein und etwas Heimat in sich zu tragen:)
    Und das mit dem Spagat. Glaub mir den wirst du bald können!
    Ich küsse dich Liebe :*

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  5. Haha Laila,
    es hat schon seine Gründe, warum ich dich so gerne habe!
    Ich hoffe dir geht es genau so gut?!
    Hast du denn jetzt auch einen Blog?
    Wenn ja würde ich den hier gerne Anzeigen, als "MUST HAVE"!;)
    Ich umarme dich ganz fest!
    <3

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