Mittwoch, 5. September 2012

Noch kurz vor "Anna German"


Heute hatte ich zum ersten Mal, hier in Ulan- Ude, Russischunterricht.
Es war enttäuschend, wie wenig ich wirklich in den fünf Jahren Russischunterricht in der Schule gelernt habe. Meine Russischlehrerin, Jana ist sehr nett. Außerhalb des Unterrichts,, können wir uns über Gott und die Welt unterhalten. Sie spricht sehr gut deutsch und sie hat meinen positiven ersten Eindruck durch und durch bestätigt.

Mit einer der beiden Studentinnen (Olja), mit denen ich mich vor ein paar Tagen getroffen habe, war ich gestern noch mal in der Stadt. Sie ist supernett, lustig und wir haben uns sehr gut verstanden. Jetzt haben wir schon regelmäßig SMS-Kontakt.

Während ich diese letzten 8 Zeilen geschrieben habe, war ich mehrfach kurz davor, Euch Jana und Olja, als meine Freundinnen vorzustellen. Allerdings habe ich in den letzten Jahren diesbezüglich einiges gelernt. Ich hatte immer wahnsinnig viele Kontakte und habe die Meisten auch als Freunde bezeichnet. Welche Freundschaften aber wirklich beständig sind, habe ich vor allem in den letzten Wochen, vor meiner Abreise festgestellt.
Deswegen werde ich es dieses Mal besser machen, abwarten und meine Freunde gezielter benennen.

Allerdings habe ich mich auch gefragt, woran es liegt, dass ich mich so schwer tue, wirklich enge Freundschaften einzugehen. Ein Punkt, um den ich dabei nicht herum kam, war mein nicht besonders großes Selbstvertrauen. Während ich also mich selber nicht 100% akzeptieren konnte, viel es mir schwer alle Anderen einfach so anzunehmen, wie sie sind. Außerdem hing damit auch die Angst zusammen nicht genug Anerkennung und Aufmerksamkeit von „wenigen“ zu bekommen.

Im Nachhinein stelle ich mir natürlich die Frage, warum ich das nötig habe?! - Nicht, weil ich mich für etwas Besonderes halte, sondern viel mehr, weil ich der Meinung bin das alle Menschen wertvoll sind. Bisher, hatte ich mich allerdings dieser Regel immer ausgeschlossen.

Hierzu ein Zitat das mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat:

„Jeder Mensch ist ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass er seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag.“
(Bahá'u'lláh)

Hinter diesem Zitat verbirgt sich allerdings nicht nur der Wert jedes Einzelnen, sondern auch seine Bedeutung für die Gesellschaft.
Daraufhin habe ich mir überlegt, wie ich in Zukunft auch anderen Menschen etwas Gutes tun kann.
Das fängt natürlich schon damit an, dass ich meinen Müll, statt auf den Boden in den dafür vorgesehenen Mülleimer werfe. Aber um ein bisschen größer zu denken, ist mir immer bewusster geworden, wie wichtig für mich dieser Gedanke auch im Bezug auf meine Berufswahl ist.

Wie meine Freunde und die regelmäßigen Leser meines Blogs inzwischen wissen sollten, bin ich Bahai, für alle Anderen: www.wikipedia.org ;)

Hier in Ulan- Ude gibt es auch eine kleine Gemeinde, mit der ich in den letzten zwei Wochen aussichtslos versucht habe Kontakt auf zu nehmen. Dann gestern habe ich Antwort auf eine E-Mail bekommen und werde am Samstag auf die Gemeinde treffen. Ich freue mich sehr darüber, 8000 Km von zu Hause auf Menschen zu treffen, die ähnlich oder genau so eingestellt sind wie ich. Es wird sicherlich eine spannende Erfahrung und ich werde mich gespannt auf die Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden machen.

Vor zwei Tagen habe ich direkt vor unserem Haus einen kleinen Hundewelpen entdeckt. Die Tatsache, dass dieses kleine „Baby“ kein Zuhause hat, fand ich zunächst wirklich sehr traurig, allerdings musste ich relativ schnell erkennen, dass ich daran nichts ändern kann. Anschließend habe ich ihm etwas zu Fressen gekauft, in der Hoffnung ihm wenigstens für den Moment zu helfen.
Und gestern sah ich dann einen älteren Mann, der ihm ebenfalls etwas zu Fressen gab. Scheinbar nimmt sich immer jemand den Hunden an, auch wenn sie nur selten wirklich aufgenommen werden.

So und nun zu den oberflächlichen Dingen, des Lebens!
Heute habe ich meine Wäsche, typisch Russisch, mit der Hand gewaschen. Trotzdem Rita eigentlich eine Waschmaschine hat :D !

Anschließend habe ich Rita eine Tomatensuppe gekocht, weil sie Tomaten so sehr liebt.
Die Erklärung zu dem Titel dieses Posts: Anna German ist eine Russlanddeutsche, die in Russland durch ihren Gesang bekannt wurde. Ihr Leben wurde verfilmt und wird im Moment als Mehrteiler im Fernsehen gezeigt und ist Ritas täglicher Höhepunkt! Gestern haben wir zusammen vor dem Fernseher noch Sport gemacht! Rita hat fleißig den Hula-Hoop-Reifen um ihre Hüfte kreisen lassen und ich habe Spagat geübt, etc.! Es war wirklich wunderbar und um das heute nicht zu verpassen muss ich um 22.30 Uhr vor dem Fernseher sitzen! 

Was Morgen auf mich zu kommt?!
Erst mal fahre ich zu meiner Familie, und alles andere wird sich dann ergeben.

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